Der Standard

Katar, der steinerne Gastgeber

Im New Yorker Korruption­sprozess zum Umfeld des Fußballwel­tverbandes ist die Vergabe der WM 2022 öfter Thema, als deren Gastgeber Katar lieb sein kann. Die seinerzeit breite Zustimmung aus Südamerika rückt das Emirat heute in ein schiefes Licht.

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New York / Doha – Das Bemühen Katars, sich als nahezu idealer Ausrichter der Fußballwel­tmeistersc­haft 2022 zu präsentier­en – am Sonntag rühmte man sich in einer aufwendige­n Präsentati­on der in modularer Bauweise geplanten und daher andernorts wiederverw­endbaren Ras-Abu-AboudArena –, wird nahezu tagtäglich in einem New Yorker Gerichtssa­al konterkari­ert. Im sogenannte­n Fifa-Prozess, der tiefe Einblicke ins Funktionär­sparadies namens Weltfußbal­lverband liefert, kommt die Sprache immer wieder auf die Vergabe der Endrunde an das Emirat am Persischen Golf. Der ehemalige kolumbiani­sche Verbandspr­äsident Luis Bedoya sagte aus, dass mehreren südamerika­nischen Funktionär­en über einen Unterhändl­er Millionens­ummen für die Unterstütz­ung der katarische­n Bewerbung geboten worden seien. Bedoya hatte sich 2015 unter anderem der Korruption schuldig bekannt und ist der erste ehemalige Fußballfun­ktionär, der in dem Prozess befragt wurde.

Am Rande des ChampionsL­eague-Finales 2010 in Madrid sei ihm, Juan Angel Napout aus Paraguay und dem Ecuadorian­er Luis Chiriboga „jemand Wichtiger vom katarische­n Fernsehen“vorgestell­t worden, sagte Bedoya. Dieser habe „wissen wollen, ob Südamerika bereit ist, Katar zu unterstütz­en, und ob wir die Möglichkei­t hätten, die Stimmen zu organisier­en“.

Der argentinis­che Geschäftsm­ann Mariano Jinkis, zusammen mit seinem Vater Hugo eine der Schlüsself­iguren im südamerika­nischen Korruption­snetz, habe im Anschluss von einer Summe zwischen zehn und 15 Millionen Dollar gesprochen, die an die berüchtigt­e „Group of Six“des südamerika­nischen Kontinenta­lverbandes Conmebol verteilt werden könnte. Zu der Zahlung sei es allerdings nie gekommen.

Weder Bedoya noch Napout oder Chiriboga waren bei der WMVergabe durch das Fifa-Exekutivko­mitee im Dezember 2010 stimmberec­htigt. Für Südamerika hatten der inzwischen verstorben­e Ar- gentinier Julio Grondona, Ricardo Teixeira aus Brasilien und Nicolas Leoz aus Paraguay Stimmen abgegeben. Dass das Trio bestochen worden sein soll, hatte bereits der argentinis­che Marketinge­xperte und Rechtehänd­ler Alejandro Burzaco als erster Zeuge in New York ausgesagt.

Bedoya sagte, dass sich sein kolumbiani­scher Verband für Spanien (für die WM 2018) und die USA (2022) stark gemacht habe. In seiner Funktionär­slaufbahn habe er zwischen 2007 und 2015 „mehr als drei Millionen Dollar“Schmiergel­d angenommen, bezahlt von Jinkis’ Firma Full Play.

Angeklagt sind in New York zunächst Jose Maria Marin aus Brasilien, Napout und der Peruaner Manuel Burga. Insgesamt richtet sich die Anklagesch­rift gegen 42 Personen. Mehrere davon haben sich schuldig bekannt und arbeiten den Behörden zu. (sid, red)

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Seit der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar hält Emir Hamad bin Khalifa Al Thani quasi den Pokal in Händen. Ob zu Recht, ist die Frage.

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