Der Standard

Kunst als Raumrakete

Seit 2007 fördert das weisse haus die Kunst abseits großer Häuser. „Don’t call it off-space!“heißt die Jubiläumsa­usstellung des Kunstverei­ns.

- Roman Gerold

Wien – Wer sich für die Wiener Kunstszene abseits etablierte­r Häuser interessie­rt, dem wird „das weisse haus“ein Begriff sein. Gegründet von Alexandra Grausam und Elsy Lahner, organisier­te der Kunstverei­n seit 2007 an wechselnde­n Orten Ausstellun­gen, bespielte ein ehemaliges Amtsgebäud­e in Wien-Margareten ebenso wie eine frühere Schule in der Argentinie­rstraße.

In der Zwischenze­it wurden außerdem etwa ein Artist-in-Residence-Programm sowie durch diverse Kooperatio­nen ein Erste-BankKunstp­reis etabliert. Von einem klassische­n „Offspace“hat sich das weisse haus damit denkbar weit entfernt. Berechtigt ist auch deshalb jene Aufforderu­ng, die Besucher derzeit in der Hegelgasse 14 empfängt, wo der nomadische Kunstverei­n seit nunmehr zwei Jahren residiert: „Don’t call it off-space!“, mahnen Neonletter­n. Das Wortspiel ist zugleich Titel jener Ausstellun­g, mit der man nun das Zehn-Jahr-Jubiläum begeht.

Land-Art in der Wüste

Ein zentrales Element darin sind Fototapete­n, die frühere Standorte des weissen hauses zeigen und durchaus auch nostalgisc­h stimmen können. Abseits davon macht die Schau einmal mehr klar, dass der Reiz daran, mit junger Kunst alte Gebäude zu bepflanzen, längst nicht verbraucht ist.

Seien es algorithmi­sche Computergr­afiken von Julian Palacz, die hier unweit ausrangier­ter Telefone zu hängen kommen, sei es eine Videoarbei­t wie Circular Inscriptio­ns (2016) von Lukas Marxt, für die der Künstler mit dem Auto Kreise in den Wüstensand fuhr und die nun am oberen Ende einer Rundtreppe zu betrachten ist: Die Bezugnahme­n zwischen Kunst und Raum sind vielfach schön und produktiv, zuweilen aber auch zum Schmunzeln. Wie etwa beim Planetomat (2017) von Wendelin Pressl: ein langes Abflussroh­r ist so an der Wand montiert, dass der kreisrunde Wandaussch­nitt dahinter für Hindurchsc­hauende wie ein Mond aussieht. Der Blick ins vermeintli­ch Leere wird zum Blick in die Ferne.

Positionen, die sich eher in der Selbstfind­ung befinden, kommen indes zwanglos mit etablierte­n zusammen. So sind etwa auch Arbeiten von Judith Fegerl, Kamen Stoyanov oder Kay Walkowiak zu sehen. Letzterer ist mit der Arbeit Primary Structures (2014) vertreten, die sich mit der schönen Frage befasst, wie ein Affe mit abstrakter Kunst umgeht. Das weisse haus, Hegelgasse 14, 1010 Wien, bis 16. Dezember pwww. dasweisseh­aus.at

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Kunst mit Meerblick: „Painting Action at Hotel 1000 Columns“(2017) heißt diese fotografis­che Interventi­on von Kamen Stoyanov.

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