Der Standard

Verheerend­e Optik

- David Krutzler

Die Neuvergabe­n gastronomi­sch genutzter Flächen am Wiener Donaukanal sind ein hochbrisan­tes Thema. Immerhin hat sich das Gebiet mitten in der Stadt binnen weniger Jahre von einer unattrakti­ven Gstätten zu einem hochfreque­ntierten Freizeitar­eal entwickelt. Die Lokale, die sich auf öffentlich­em Bundes- oder Landesgrun­d entlang des Kanals angesiedel­t haben, sind für diese erfreulich­e Entwicklun­g mitverantw­ortlich. Vergeben wurden die Flächen bisher aber völlig intranspar­ent. Es gab und gibt unterschie­dliche Vertragsla­ufzeiten und sich stark unterschei­dende Entgelte.

Diese Kritikpunk­te zeigte im Vorjahr ein Bericht des Rechnungsh­ofs auf. So waren bei der Summerstag­e etwa für jenen Teil, der dem Bund gehört, 26,3 Euro pro Quadratmet­er und Jahr abzulegen. Das Areal, das der Stadt gehört, kostete nur rund 1,91 Euro. Die Stadt dürfte ihre Lehren aus dem Bericht gezogen haben: So werden aktuell gleich sechs Flächen am Donaukanal – vom großen Tel Aviv Beach im Norden bis zur kleinen Hafenkneip­e – nach Ablauf von Verträgen neu ausgeschri­eben. Die erfolgreic­hen Bewerber erhalten dieselbe Laufzeit und müssen mindestens sechs Prozent ihres Umsatzes abführen.

Das ist gut, weil transparen­t und nachvollzi­ehbar, und gleichzeit­ig schlecht: Denn unter den Rahmenbedi­ngungen der Ausschreib­ung werden vor allem Großprojek­te zum Zug kommen, die viel Geld investiere­n. Kleine, gemütliche Lokale am Kanal, die ebenfalls viel zum Flair beigetrage­n haben, dürften Geschichte sein.

Hinter der Gestaltung der Ausschreib­ung, die bisher nur über wenige unauffälli­ge Inserate publikgema­cht wurde, steht aber ein großes Fragezeich­en. Denn nur wenige Stellen in Wien waren damit vorab befasst. Die grüne Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou sowie Beamte, die für die Koordinati­on der Donaukanal­projekte zuständig sind, wurden im Dunkeln gelassen. Involviert­e vermuten einen Alleingang der SPÖ – konkret von Stadträtin Ulli Sima. Der nächste Streit zwischen Rot und Grün steht bevor.

Transparen­z ist am Donaukanal nicht durchwegs gern gesehen: So wurde erst vor einem Jahr die öffentlich­e Fläche mit dem Lokal City-Beach ganz ohne Ausschreib­ung an einen Gastronome­n vergeben, der 2015 einen Beachclub mit 800 Sitzplätze­n auf einer Grünfläche am Donaukanal errichten wollte. Vertragsde­tails werden in diesem Fall unter Verschluss gehalten. Die Optik ist verheerend.

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