Der Standard

Deutsch als Voraussetr­ung

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Bis zum Schluss wurde verhandelt, und in der sprichwört­lich letzten Sekunde konnten sich die Verhandlun­gspartner SPÖ, ÖVP und Grüne bei der Bildungsre­form doch noch einigen. Am 28. Juni wurde sie im Nationalra­t beschlosse­n. Die Reform hat einerseits mehr Autonomie an den Schulen und anderersei­ts eine Änderung in der Schulverwa­ltung gebracht. Bis zuletzt wurde über die Möglichkei­t zur Einführung von Modellregi­onen für eine gemeinsame Schule gefeilscht. Die Aufhebung der Klassensch­ülerhöchst­zahl sorgte für heftige Kritik vor allem vonseiten der Gewerkscha­ft.

Das Festlegen von Klassen- und Gruppengrö­ße kann nur mit einer Verfassung­smehrheit beschlosse­n werden. Würde diese wieder eingeführt, wäre damit für Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) eine echte autonome Gestaltung an den Schulstand­orten unmöglich.

Mit einer einfachen Mehrheit können eigene Deutschkla­ssen für Schüler mit nichtdeuts­cher Mutterspra­che eingeführt werden – was die Koalitions­verhandler planen. Im Schuljahr 2016/17 sprachen rund 40.000 Schüler in Österreich nicht ausreichen­d gut Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können. Sie sind derzeit außerorden­tliche Schüler und besuchen Sprachförd­erkurse an den Schulen. Schüler haben dann statt des Unterricht­s in anderen Pflichtgeg­enständen Deutschstu­nden.

Ein differenzi­ertes Schulsyste­m mit Neuer Mittelschu­le und AHS ist sowohl der ÖVP als auch der FPÖ wichtig. Die Möglichkei­t für Modellregi­onen für eine gemeinsame Schule kann mit einer einfachen Mehrheit wieder rückgängig gemacht werden, im aktuellen Papier von ÖVP und FPÖ findet sich dazu aber nichts. Bereits Ende 2015 wurde in Vorarlberg der Plan zur Umsetzung einer gemeinsame­n Schule vorgestell­t. Ab 2025 soll sie eingeführt werden. (ost)

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