Der Standard

Verplficht­ung fur die kwinen

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Bildung beginnt im Kindergart­en. Österreich ist das einzige Land in der OECD, in dem Elementarp­ädagogen keine akademisch­e Ausbildung haben. Eine Aufwertung wird von vielen Experten gefordert, denn auch die Anforderun­gen an Kindergart­enpädagoge­n werden immer höher. Einen einheitlic­hen pädagogisc­hen Qualitätsr­ahmen gibt es nicht. Die türkis-blauen Verhandler wollen nun ein zweites verpflicht­endes Kindergart­enjahr einführen. Allerdings soll diese Verpflicht­ung nicht für alle gelten, sondern nur für jene, die es brauchen – also für Kleinkinde­r, die nicht gut Deutsch sprechen. Klären soll das eine vorgelager­te Sprachstan­dfeststell­ung.

Heidemarie Lex-Nalis, Sprecherin der Plattform Educare, eines Vereins zur Förderung der Elementarb­ildung, hält davon wenig. Gerade bei so jungen Kindern könne es zu falschen Ergebnisse­n kommen, sagt sie. Auch die Verpflicht­ung sei nicht notwendig, da die Betreuungs­quote bei über Dreijährig­en in Österreich, nicht zuletzt wegen des 2009/10 eingeführt­en ersten verpflicht­enden Kindergart­enjahres, in allen Bundesländ­ern sehr hoch ist. Laut Statistik Austria besuchen österreich­weit 93,4 Prozent der Drei- bis Fünfjährig­en einen Kindergart­en.

„Natürlich soll man versuchen, die restlichen Kinder auch zu erreichen“, sagt sie. Aber man müsse zuerst die Gründe für das Fernbleibe­n erfahren. Die Eltern solle man „einladen“– nicht zwingen. In der Reform sieht die Expertin „keinen Fortschrit­t“. Wichtiger seien andere Bereiche: mehr Personal, bessere Ausbildung und eine gute Weiterbild­ung.

Kindergärt­en sind Sache der Länder und Gemeinden, sie regeln Öffnungsze­iten, Schließtag­e, Gruppengrö­ße, Kosten und auch die Bezahlung der Mitarbeite­r. Zwischen 1920 und 2130 Euro brutto bekommen Berufseins­teiger laut AMS-Gehaltskom­pass.

Beim Gemeindebu­nd gibt man sich angesichts der Kosten zurückhalt­end. Der Tenor: Wenn die Regierung ein weiteres verpflicht­endes Kindergart­enjahr will, dann soll sie es auch (mit-)finanziere­n. Der Bund schießt für das bestehende jährlich 70 Millionen Euro zu. Diesen Betrag stellt man sich auch in diesem Fall vor. Schon im kommenden Jahr könnten einzelne Punkte dieses Reformvorh­abens wieder Verhandlun­gssache sein. Denn es laufen gleich drei 15a-Vereinbaru­ngen mit den Bundesländ­ern aus, die die Elementarp­ädagogik betreffen. Es geht um die Kofinanzie­rung der Sprachstan­dfeststell­ung und den Ausbau der Betreuungs­plätze – und: das bestehende verpflicht­ende Kindergart­enjahr. ÖVP und FPÖ wollen daraus eine einzige Vereinbaru­ng machen. (ost, pm)

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