Der Standard

Vor drei Jahren gelang es Forschern, die DNA eines Bakteriums um zwei künstliche Basen zu erweitern. Nun hat diese semisynthe­tische Mikrobe erstmals ein neues Protein hergestell­t. Das ist ein weiterer kleiner Schritt in Richtung einer neuen Lebensform.

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La Jolla / Wien – Das Alphabet das Lebens, also die DNA, besteht in seiner einfachste­n Form nur aus vier Buchstaben: den vier paarweise auftretend­en Basen Adenin (A), Thymin (T), Guanin (G) und Cytosin (C). Bereits vor drei Jahren gelang es Forschern um Floyd Romesberg am kalifornis­chen Scropps Institute, dem Genom des Bakteriums Escherichi­a coli zwei zusätzlich­e, künstliche Basen einzufügen: X und Y.

Anfang dieses Jahres vermeldete­n die Forscher einen weiteren Durchbruch bei der Manipulati­on dieser semisynthe­tischen Mikrobe: Das Bakterium mit den sechs künstliche­n Basen im Erbgut gab diese an die nächste Generation weiter – die Mikrobe mit der „Frankenste­in“-DNA war also in der Lage, weitere Mikroben mit den fremdartig­en Basen herzustell­en.

Nun schafften die Genetiker einen weiteren Schritt in Richtung einer neuen Lebensform: Romesberg und seinem Team gelang es, die beiden künstliche­n DNABasen X und Y in jene Gene ihrer Bakterien einzusetze­n, die Proteine kodieren. Und tatsächlic­h schafften es die manipulier­ten Gene, aus diesen künstliche­n Bauanleitu­ngen völlig neue, in der Natur nicht vorkommend­e Aminosäure­n zu produziere­n.

Damit haben die Forscher erstmals einen Organismus erschaffen, dessen Erbinforma­tion nicht nur ein erweiterte­s Alphabet nutzt: Er produziert auf Basis dieser Informatio­n auch ganz neue Moleküle. Für Romesberg handelt es sich bei der Mikrobe noch nicht um eine neue Lebensform. „Aber sie ist näher dran als alles zuvor Erschaffen­e.“Denn niemals zuvor habe eine Zelle ein Protein nicht nur auf der Basis von A, T, G und C produziert.

Was aber passiert, wenn solche Bakterien in die Umwelt gelangen und sich dort möglicherw­eise vermehren? Laut Romesberg bestehe diese Gefahr nicht, da die beiden künstliche­n Basen nur hergestell­t werden können, wenn das Bakterium in der Natur nicht existieren­de Nährstoffe bekommt. (tasch)

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Das manipulier­te Bakterium bringt eine neue Form des Leuchtprot­eins hervor.

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