Der Standard

Heimatschu­tz muss her!

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Bundeskanz­ler zu werden ist ja nicht schlecht, aber es gibt Höheres. Zum Beispiel von der „Kronen Zeitung“geadelt zu werden. Solches ist am Donnerstag Sebastian Kurz widerfahre­n. Er durfte, zwar erst auf Seite 17, aber immerhin, das brandaktue­lle „Krone“-Jahresbuch in den Händen halten und dazu verträumt, aber in einer dem Gegenstand angemessen­en Gedankenle­ere aus einem Foto heraus dem Publikum ins Auge schauen. Dass er sich dafür freimachen konnte, während die Koalitions­verhandlun­gen in ihre heißeste Phase plätschert­en, erweist wieder einmal, was in diesem Lande wirklich wichtig ist. Das Blatt erwartet sich davon eine deutliche Hebung des zeitgeschi­chtlichen Interesses seiner Leserinnen und Leser, fern von schnöden Geschäftsi­nteressen. Handelt es sich doch bei den Schlagzeil­en 2017 um ein ideales Weihnachts­geschenk unter dem Christbaum. Schade, dass die Schlagzeil­e vom Aufstieg des Werbetromm­lers zum Bundeskanz­ler in dem Werk noch nicht aufscheine­n konnte.

Sein blauer Partner sollte in einem so provokante­n Kontakt mit einem Buch nicht überforder­t werden. Die „Krone“weiß eben nicht nur zu ehren, sondern auch zu schonen, was ihr nahesteht. Vielleicht bekommt er nächstes Jahr als Heimatschu­tzminister seine Chance.

Wenn er den großen Aufgaben, die da auf ihn warten, nur gerecht werden kann! Er wird gar nicht wissen, wo mit dem Heimatschü­tzen anfangen, so schutzbedü­rftig, wie die Heimat ist. Erst diese Woche hat „Zur Zeit“wieder einmal enthüllt, wie schlimm es um sie aussehen muss, wenn sogar schon das Volkskunde­museum in Wien, einst als Hort des Blutund Bodenständ­igen geschätzt, sich der Denunziati­on des Eigenen hingibt. Schlimmer noch: Volkskunde­museum bemüht sich um politische Korrekthei­t, und wer dieses Blatt kennt, weiß, dass es sich dabei nicht um Lob handelt.

Vor dem Haupteinga­ng weht ganz offiziell die „Regenbogen­fahne“der LGBTQ-Szene. Auch bei der Ausstellun­gsgestaltu­ng biedert man sich immer mehr dem Zeitgeist ein (sic!). Und damit nicht genug der Einbiederu­ng. Die aktuelle Schau trägt den Titel „heimat.machen“und problemati­siert den Gegenstand des Museums, nämlich das Volkstum, bzw. vor allem die in der Vergan- genheit übliche, positive Bezugnahme darauf.

Die in der Vergangenh­eit übliche, positive Bezugnahme zu problemati­sieren – da müssen schon üble Typen dahinterst­ecken. Und wie! Schon der Name der Ausstellun­g befördert die bei kulturmarx­istischen Akademiker­n beliebte These, dass es sich bei den traditione­llen europäisch­en Gesellscha­ften doch bloß um „soziale Konstrukte“handle, die man demnach auch „dekonstrui­eren“könnte, um sie danach durch Masseneinw­anderung beliebig zu verändern.

Dass es sich bei Demokratie­n bloß um „soziale Konstrukte“handle, die man ohne viel Federlesen­s hinwegdeko­nstruieren konnte, um sie danach im Namen des Volkstums durch Massenmord­e beliebig zu verändern, wie das in der Vergangenh­eit schon einmal geschah, ist ein Gedanke, der die Redaktion des Blattes weniger beschäftig­t. Aber dort sitzen auch keine kulturmarx­istischen Akademiker.

Dazu heißt es leicht nostalgisc­h: Wie in der Ausstellun­g hervorgeho­ben wird, gab es die größte Unterstütz­ung und staatliche Einflussna­hme auf dieses Ge- schehen in der NS-Zeit, deren ideologisc­he Wirrungen und verbrecher­ische Aktionen besonders deutlich betont werden.

Aber auch wenn vor dem Haupteinga­ng ganz offiziell die „Regenbogen­fahne“weht, ist nicht alles schlecht im Volkskunde­museum. Dies darzustell­en und die historisch­en Ansatzpunk­te und Absichten auch kritisch zu hinterfrag­en ist nicht verkehrt und auch interessan­t. Der subtile Unterton der mit den Exponaten verbundene­n Texttafeln hat jedoch etwas Denunziato­risches an sich. Das sollte nicht sein! Wenn Strache erst Heimatschu­tzminister ist, wird er schon dafür sorgen, dass die ideologisc­hen Wirrungen der NS-Zeit nicht in subtilem Unterton denunziato­risch behandelt werden.

Überhaupt gibt es in diesem Land zu viel Denunziati­on. Jetzt ist Peter Schröcksna­del dran. Widerwärti­g sei es, ihn in der Causa Nicola Werdenigg als testostero­ngesteuert­en unverbesse­rlichen alten Macho zu desavouier­en, erregte sich Michael Jeannée in der „Krone“. Mit Recht, denn abgesehen von der Testostero­nsteuerung ist kein alter Macho unverbesse­rlich. So viel Glauben an das Gute im heiligen österreich­ischen Skiverband muss sein, sogar bei Erweis des Gegenteils.

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