Der Standard

Abverkauf bei Sammlung Essl

Deal um 40 Millionen Euro

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Künzelsau/Wien – Mittwochab­end wurde Reinhold Würth von der Initiative Wirtschaft für Kunst im Hotel Imperial mit dem Jurypreis „Maecenaten­tum“ausgezeich­net. Nahezu zeitgleich ließ das Unternehme­n des Schraubenf­abrikanten über die Deutsche Presse-Agentur Beispielha­ftes verlauten: Die Sammlung Würth wird 2018 und 2019 rund 150 Kunstwerke aus der Sammlung Essl ankaufen, darunter solche von Karel Appel, Georg Baselitz, Tony Cragg, Alex Katz, Anselm Kiefer, Martin Kippenberg­er oder auch Maria Lassnig und Arnulf Rainer.

Würth ist der bekanntest­e Kunstmäzen Deutschlan­ds, betreibt mehrere Museen am Stammsitz in Künzelsau und bespielt insgesamt zehn an Unternehme­nsstandort­e angeschlos­sene Kunstdepen­dancen, seit 1999 etwa den „Art Room Würth“im niederöste­rreichisch­en Böheimkirc­hen.

Als Grundlage dient seine seit den 1960er-Jahren aufgebaute Sammlung, die mittlerwei­le über 17.500 Objekte umfasst. Dazu gehört auch die Schutzmant­elmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren, die er 2011 für 50 Millionen Euro erwarb. Solche Altmeister-Gemälde gehören ihm privat, der Rest der umfangreic­hen Kollektion steht dagegen im Eigentum des Konzerns. Auch das Konvolut aus der Sammlung Essl wird sich in den Bilanzen wiederfind­en.

Rettungsak­tion refinanzie­rt

Seit April und für die nächsten 27 Jahre ist die Sammlung Essl zwar als Dauerleihg­abe in der Albertina beheimatet, gehört jedoch zu 60 Prozent der Privatstif­tung HansPeter Haselstein­ers. Der Bautycoon war im Herbst 2014 eingesprun­gen, um die 4900 Werke vor dem Zugriff der Gläubiger der in Turbulenze­n geratenen Baumarktke­tte zu bewahren: mit einem Überbrücku­ngskredit in der Höhe von rund 115 Millionen Euro.

Zur Refinanzie­rung des Kredits wurden seither sukzessive Kunstwerke verkauft. Im Februar 2017 umfasste der Bestand noch knapp 4600 Werke. Weitere Verkäufe seien notwendig, jedoch ohne den Kernbestan­d zu beschädige­n, versichert­e Hans-Peter Haselstein­er. Dementspre­chend erfolgte der Ankauf Würths in Zusammenar­beit mit Karlheinz Essl und in Abstimmung mit der Albertina. Sieht man von erwähnten Künstlerna­men ab, soll das Geheimnis um die Werke erst ab Sommer 2018 in der Kunsthalle in Schwäbisch-Hall gelüftet werden.

Es handle sich um Arbeiten, die es in der einen oder anderen Form als Variante noch im Essl-Bestand gebe, betonte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder im ORFIntervi­ew. Über den Kaufpreis, hieß es, sei Stillschwe­igen vereinbart. Dem Vernehmen nach soll er jedoch in der Größenordn­ung der noch offenen Schuld von etwa 40 Millionen Euro liegen. Wie Haselstein­er auf aktuelle STANDARD- Anfrage bestätigte, sei die Refinanzie­rung des Kredits mit diesem Deal weitestgeh­end abgeschlos­sen.

Reinhold Würth kann es sich leisten: Laut aktuellem Forbes- Ranking hält er mit einem geschätzte­n Vermögen von 12,8 Milliarden Dollar derzeit Platz elf unter den reichsten Deutschen. (kron)

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Foto: Jürgen Keiper Auf intime Porträts spezialisi­ert: Ivette Löcker.

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