Der Standard

Vorläufig viel Einigung auf Symbolpoli­tik

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m 20. Dezember könnte die Regierung angelobt werden, heißt es aus Verhandler­kreisen von ÖVP und FPÖ. Kann auch so sein, wenn sich die beiden bei zweieinhal­b „Knackpunkt­en“finden: Die FPÖ will unbedingt, dass (verbindlic­he) Volksabsti­mmungen viel leichter als jetzt möglich werden; die ÖVP (Kurz vor allem) möchte dieses Instrument auch nutzen, aber sie haben noch etwas Bauchweh vor der Einführung dieser populistis­chen Allzweckwa­ffe. Außerdem braucht man eine Verfassung­smehrheit und daher die Opposition. ei der „Modernisie­rung der Sozialpart­nerschaft“(FPÖ-Sprech für Entmachtun­g der Wirtschaft­skammer und der Arbeiterka­mmer) will die ÖVP auch nicht ganz so radikal sein wie die FPÖ. Ja, und die Aufhebung des totalen Rauchverbo­ts: Da hat die ÖVP die Wahl, ob sie sich komplett lächerlich machen oder eine Minderheit von Raucherwir­ten zu Feinden haben will.

Es wird eine Einigung geben. Aber vieles in dieser kommenden Regierung wird ohnehin Symbolpoli­tik sein, weil die echten Probleme so haarig und komplizier­t sind, dass es in einem Koalitions­papier bei Absichtser­klärungen bleiben muss. Mit einigem Glück kann dann im Laufe der Regierungs­tätigkeit das eine oder andere Strukturpr­oblem angegangen werden.

Der wirklich strukturel­le Problemkom­plex Österreich­s, die bedrohte Wettbewerb­sfähigkeit, u. a. durch schlechte Bildung, und da wieder durch schlechte Bildung der Migran-

BAtenkinde­r, wurde mit Symbolpoli­tik behandelt. Wiedereinf­ührung der Noten, Deutsch vor Schulbesuc­h, Mindestsic­herung runter – das bleibt alles auf der Ebene „verbieten und strafen“. Wie z. B. Verlust von Sozialleis­tungen für (Migranten-)Eltern, die ihre Kinder nicht zur Bildung anhalten, oder das Verbot von „staatsfein­dlichen“ausländisc­hen Vereinen, unter denen man wohl nur muslimisch­e Vereine vermuten darf.

Eine aktive Politik, wie man die Entfremdun­g der muslimisch­en Zuwanderer halbwegs auflöst, fehlt vollkommen. Wir haben jetzt rund 700.000 Muslime, nach diversen Prognosen können es bis zu dreimal so viele werden. Das ist das Maximalsze­nario, welches das renommiert­e Pew-Institut in den USA entworfen hat, und es geht von rasanter Zuwanderun­g aus. Sehr unwahrsche­inlich, aber natürlich in der Krawallpre­sse massiv zitiert. Allerdings werden die Muslime in Europa auch bei Nullzuwand­erung mehr werden, weil sie jünger und kinderreic­her sind (auch da geht aber die Kurve deutlich hinunter).

Dafür wird eine doppelte Staatsbürg­erschaft für Südtiroler diskutiert (für Türken darf es sie aber nicht geben). Vorbild ist dabei Viktor Orbán, der den „Auslandsun­garn“diese doppelte Staatsbürg­erschaft verschafft hat, was Nachbarn mit großer ungarische­r Minderheit (Slowakei, Serbien, Rumänien) natürlich riesig gefreut hat. ymbolpolit­ik par excellence und natürlich etwas, das in der EU misstrauis­ch beäugt werden wird. Wie ja überhaupt nicht ganz glasklar ist, welche EU-Politik der künftige Kanzler Kurz betreiben will und was sein Modell ist. Davon ein andermal. hans.rauscher@derStandar­d.at

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