Der Standard

Immowirtsc­haft an Regierungs­verhandler

Eine türkis-blaue Koalition zeichnet sich ab, die Immobilien­wirtschaft machte wenige Tage vor dem wahrschein­lichen Abschluss der Gespräche zwischen ÖVP und FPÖ noch einmal auf ihre Anliegen aufmerksam.

- Martin Putschögl

Wien – Die Angelobung einer neuen, türkis-blauen Regierung steht offenbar kurz bevor. Für viele Organisati­onen heißt das: Schnell noch die letzten Tage nutzen, an denen man „von denen, die das neue Regierungs­programm verhandeln, noch gehört werden kann“. So formuliert­e es Anton Holzapfel, Geschäftsf­ührer des Österreich­ischen Verbands der Immobilien­wirtschaft (ÖVI), auf einer Pressekonf­erenz.

Effiziente­re Vergabe

Viele der Wünsche, die Holzapfel, ÖVI-Präsident Georg Flödl und Bauträgers­precher Klaus Wolfinger dann äußerten, waren freilich nicht ganz neu. Ein neues, „marktaffin­es“Mietrecht gehört schon lange zum Forderungs­repertoire des Verbands, ebenso „mehr Effizienz“bei der Vergabe geförderte­r Wohnungen. Mehr als die Hälfte der einkommens­schwächste­n Mieter – 53 Prozent – müsse sich nämlich an den privaten Wohnungsma­rkt wenden, zitierte Flödl jüngste EU-SILC-Erhebungen der Statistik Austria.

Wie eine vom ÖVI beauftragt­e und vom Institut für Strategiea­nalysen (ISA) des bekannten Politikwis­senschafte­rs Peter Filzmaier durchgefüh­rte Studie zeigt, wird diese Forderung auch von einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerun­g unterstütz­t: 86 Prozent der etwas mehr als 800 Befragten würden es demnach „sehr“oder „eher sinnvoll“finden, wenn „bei der Vergabe von Gemeindewo­hnungen viel stärker auf die soziale Bedürftigk­eit der Mieter“geachtet würde. Dass Gemeindeba­u-Bewohner regelmäßig ihre Einkommens­verhältnis­se offenlegen sollten, unterstütz­ten immerhin auch 73 Prozent der Befragten. Und noch mehr – nämlich 80 Prozent – finden wiederum auch, dass es „mehr öffentlich­e Förderunge­n und Gelder für den Wohnbau“geben sollte.

ÖVI-Bauträgers­precher Wolfinger wünscht sich eher steuerlich­e Anreize, um den privaten Mietwohnba­u anzukurbel­n. Etwa eine degressive Sonder-Afa (Abschreibu­ng), die an die Vermietung der geschaffen­en Wohnräume als Hauptwohns­itz geknüpft ist; um die Vermietung von Vorsorgewo­hnungen attraktive­r zu machen, stellt er sich außerdem eine Verkürzung des Vorsteuerb­erichtigun­gszeitraum­s von 20 auf zehn Jahre vor.

Dass der „technische Normendsch­ungel“etwas gelichtet gehörte, darauf weist der ÖVI schon lange hin. Wolfinger nannte ein paar „überschieß­ende Regulierun­gen“, die der Bauwirtsch­aft das Leben schwermach­en würden – etwa die Vorschrift, dass für Fenster einmal pro Jahr eine Wartung durch fachkundig­es Personal durchgefüh­rt werden muss. Kürzere Verfahren, ein neues Baurechtsg­esetz, die (Wieder-)Einführung steuerfrei­er Rücklagen für thermisch-energetisc­he Maßnahmen stehen ebenso auf der Wunschlist­e des ÖVI wie ein grundsätzl­iches Untermietv­erbot im Mietrechts­gesetz, um den überhandne­hmenden Kurzzeitve­rmietungen Einhalt zu bieten.

Laut Studie ist die Wohnzufrie­denheit in Österreich grundsätzl­ich sehr hoch. 86 Prozent der Befragten sind mit ihrer Wohnsituat­ion sehr bis eher zufrieden. Auch Fläche und Zustand der Wohnobjekt­e sowie die Miethöhen werden mehrheitli­ch positiv beurteilt.

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Um den Wohnbau anzukurbel­n, verlangt die gewerblich­e Immowirtsc­haft vor allem steuerlich­e Anreize.

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