Smartes Wohnen
Wi en wächst, die Stadt baut vor
Wien wächst, und die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen ist groß. Mit smarten Neubauprojekten über das Stadtgebiet verteilt baut Wien vor. Dieter Groschopf, Geschäftsführer des wohnfonds_wien, über das Wohnbauprogramm der Stadt, innovative Projekte und ein smartes Dach für alle Bedürfnisse.
Wien wächst, die Stadt baut vor – welche Rolle spielen smarte Neubaukonzepte für die Stadt der Zukunft?
Die Smart- City-Wien-Rahmenstrategie ist die Richtlinie für die Umsetzung aller Projekte im geförderten Neubau der Stadt – und die Strategie unterscheidet sich von der anderer Städte: Die Erhaltung der hohen Lebensqualität, die soziale Durchmischung, die Partizipation spielen wesentliche Rollen in Wien. Wie das smarte Konzept genau umgesetzt wird, ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich und orientiert sich wesentlich am Standort, der die Rahmenbedingungen vorgibt. Die planenden Architekten, die sich über Bauträgerwettbewerbe qualifizieren, heben bestimmte Aspekte hervor oder geben Schwerpunktthemen vor. Am Beispiel des Projekts „Neu Leopoldau“, wo bis Ende 2018 / Anfang 2019 rund 1000 geförderte Wohnungen errichtet werden, zeigt sich, wie Mobilitätskonzepte miteinander verknüpft werden: Ein Ring, bestehend aus einer Fahrbahn – vorrangig für den Radverkehr –, umschließt das Zentrum von „Neu Leopoldau“. Da das Areal vom Durchzugsverkehr weitestgehend frei gehalten werden soll, entstehen rund 1000 Autoabstellplätze im Hochbau. Im Parkhaus werden E-Tankstellen für Elektrofahrzeuge errichtet, Bike- und Car-SharingAngebote sind ebenfalls geplant, wobei das Zutrittssystem über eine eigene App umgesetzt werden soll. Das öffentliche Verkehrsnetz ist fußläufig erreichbar. Die Neubauprojekte vom wohnfonds_ wien bieten qualitätsvolles Wohnen zu geförderten, kostengünstigen Kon-
ditionen. Welche Projekte befinden sich in Planung, welche werden demnächst fertiggestellt?
Während es in vielen anderen europäischen Städten zu wenige leistbare Wohnungen gibt, entstehen in Wien pro Jahr 9000 geförderte Wohnungen – allein das ist sehr smart. Der wohnfonds_wien betreibt die Bodenbevorratung für die Stadt Wien, wir sind aktuell im Grundstücksbesitz von 2,8 Millionen Quadratmetern. Das Wohnbauprogramm der Stadt sieht vor, dass ein Drittel aller neu errichteten Wohnungen den Richtlinien des smarten Wohnbaus zu entsprechen haben, 50 Prozent der Wohnungen müssen Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen sein. Die Mietkosten dürfen den Maximalbetrag von 7,50 Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen, bei der Eigenleistung dürfen höchstens 60 Euro pro Quadratmeter anfallen. Alle diese Bestimmungen sorgen dafür, dass in Wien sowohl junge Menschen als auch ältere Bewohnerinnen und Bewohner leistbare Wohnungen beziehen können. In Planung befinden sich aktuell sehr viele Projekte: So werden auf dem ehemaligen Areal von Coca- Cola im zehnten Bezirk 700 geförderte Wohnungen entstehen, ebenso planen wir auf den „SiemensÄckern“in Floridsdorf, in Aspern Die Seestadt (Quartier „ Am Seebogen“), in Atzgersdorf (Stadtquartier „Carée Atzgersdorf“) oder auch am Nordbahnhof die Errichtung neuer Wohnbauten. Fertiggestellt werden 2018/19 sowohl das Wohnprojekt „Florasdorf“im 21. Bezirk, das Wohnquartier auf den HörbigerGründen im elften Bezirk und über 1000 geförderte Wohnungen „ In der Wiesen“im 23. Bezirk. Schwerpunkte sind hier Urban Gardening, ein Freiraumkonzept sowie bauplatzübergreifende Gemeinschaftseinrichtungen wie Abstellräume, eine Sporthalle oder allgemeine Flächen zum Einandertreffen oder zum Feiern von Familienfesten oder Kindergeburtstagen.
Unterschiedliche Zielgruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse, Stichworte „ Mehrgenerationen-Wohnen“, „Junges Wohnen“, aber auch Wohnen für Seniorinnen und Senioren. Wie bekommt man diese unterschiedlichen Anforderungen an das Wohnen unter ein smartes Dach?
Das übergeordnete Ziel aller Wohnbauprojekte ist es, ein möglichst breitgefächertes Wohnen anzubieten. Eine Möglichkeit besteht darin, dass zum Beispiel ältere Bewohnerinnen und Bewohner neben Studentinnen und Studenten wohnen und die Nachbarschaftshilfe wieder mehr in den Vordergrund rückt. Gerade in Hinblick auf die alternde Gesellschaft wird das Stichwort „betreutes Wohnen“immer wichtiger, denn die meisten möchten trotz Einschränkungen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. Immer wichtiger wird auch die Nutzungsdurchmischung, etwa die Integration von Wohnen und Arbeiten, wie es beim Projekt Aspern Die Seestadt umgesetzt wird. Die Erdgeschoßwohnungen können belebt werden, wenn die Flächen für Ateliers, Büros oder Geschäftslokale nutzbar gemacht werden.
Zu einem zukunftsfitten, erfolgreichen Wohnkonzept gehören auch ein smartes Mobilitätskonzept sowie eine lebenswerte Gestaltung des Geländes. Kommen auch Liebhaber von Urban Gardening bei wohnfonds_ wien-Projekten auf ihre Kosten?
Grünräume und Freiflächen wie Loggia, Balkon oder Terrasse werden immer wichtiger. Auch die gemeinschaftlichen Nutzflächen gewinnen an Bedeutung. Urban Gardening ist ein großer Trend, und wir tragen dem Trend bei der Planung unserer Wohnbauprojekte natürlich Rechnung. Das Angebot von grünen Dachflächen, Mietergärten oder die Nutzung von Gemeinschaftshochbeeten für den Obst- und Gemüseanbau werden gerne angenommen und spielen eine große Rolle bei der Entscheidung für einen Wohnstandort.