Der Standard

Gemeinden investiert­en mehr

Nach Fall des Pflegeregr­esses droht aber neue Belastung

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Wien – Wer in einer Stadt mittlerer Größe lebt, muss besonders viel an die Kommune abliefern: Durchschni­ttlich 352 Euro zahlt ein Bürger einer Stadt mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. In größeren Städten (davon gibt es acht plus die Bundeshaup­tstadt Wien, die in diese Statistik nicht einfließt) sinkt die Pro-Kopf-Belastung mit Gebühren wieder. Und auch in kleineren Gemeinden zahlt man weniger: Wer in einer Kommune mit weniger als 2500 Einwohnern lebt, muss im Durchschni­tt 266 pro Kopf und Jahr an Gebühren bezahlen.

Das geht aus dem am Mittwoch vorgestell­ten Gemeindefi­nanzberich­t hervor. Er zeigt auch, dass man beachtlich­e Leistungen bekommt. Am stärksten gestiegen sind 2016 die Infrastruk­turinvesti­tionen der Gemeinden: 622,1 Millionen Euro wurden in Straßen, Verkehr und Wasserbau investiert, das sind um 85,6 Millionen (16 Prozent) mehr als 2015.

Diese wie auch die folgenden Zahlen betreffen alle Gemeinden außer Wien, das als Land und Gemeinde eine Doppelroll­e spielt und daher nicht in derselben Statistik erfasst wird. Ähnlich starke Anstiege wie die Infrastruk­turausgabe­n haben die Bereiche Gesundheit (plus 57,5 Millionen Euro) und Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenscha­ft (plus 79,9 Millionen Euro) ausgewiese­n, wobei der zweite Bereich besonders hohe Investitio­nen (plus 58,8 Millionen Euro) beinhaltet.

Insgesamt stiegen die kommunalen Investitio­nen um 1,6 Pro- zent auf 2185,1 Millionen Euro. „Die Ausgabendy­namik im Sozialbere­ich (Sozialhilf­e, Ausgaben für Pflege und Seniorenbe­treuung et cetera) hat sich im Jahr 2016 verlangsam­t“, heißt es in dem Bericht. Allerdings sind auch die Sozialausg­aben mit plus 3,5 Prozent (61,6 Millionen Euro) deutlich auf 1,82 Milliarden gestiegen, jedoch nicht mehr so stark wie zuletzt.

Insgesamt haben die Gemeinden – nicht zuletzt aufgrund der günstigen konjunktur­ellen Entwicklun­g – im Vorjahr ihre Finanzlage verbessern können. 2016 erwirtscha­fteten sie mit 1,716 Milliarden Euro den zweithöchs­ten Überschuss der laufenden Gebarung seit dem Jahr 2000, nachdem sie im Jahr 2015 mit 1,728 Milliarden einen Rekordwert erreicht hatten.

„Trotz der ab dem Frühjahr 2017 deutlich verbessert­en konjunktur­ellen Lage (für 2017 wird mit einem BIP-Wachstum von 2,8 Prozent gerechnet) und einer gewissen Entspannun­g am Arbeitsmar­kt werden die Jahre ab 2017 sehr herausford­ernd für die Gemeinden“, heißt es in dem Bericht. Städte und Gemeinden werden künftig den Stabilität­spakt nicht mehr einhalten können, wenn die Finanzieru­ng nicht bereitgest­ellt wird, erklärte Städtebund-Präsident Thomas Weninger. „Wer bestellt, muss auch zahlen“, sagte Gemeindebu­nd-Präsident Alfred Riedl zum Wegfall des Pflegeregr­esses. Dadurch würde der Zustrom zu Pflegeheim­en noch zunehmen, der Bund werde die Folgekoste­n tragen müssen. (cs)

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Foto: APA/Pfarrhofer Erwartet Geld vom Bund: Gemeindech­ef Alfred Riedl.

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