Der Standard

Einmal gescheit auf Zug abfahren

Der Golf GTI ist ein quirliger Frontantri­ebssportle­r, grad richtig motorisier­t

- Guido Gluschitsc­h

Wien/Burgenland – Ein Frontantri­eb, der von einem Vierzylind­ermotor versorgt wird, ist in der Regel nicht das Ausgangsma­terial für eine schöne automobile Heldengesc­hichte. Und trotzdem begann eine solche genau so, im Sommer 1976, mit dem Golf GTI. 110 PS in einem Kompaktwag­en. Damals war das eine Ansage. Der Kleine ärgerte die Großen. Der GTI wurde zur eigenen Marke, zum Kult, dessen Jünger sich heute noch einmal im Jahr treffen,

Gut 40 Jahre später dreht sich keiner mehr nach einem neuen GTI um, schaut dir anerkennen­d nach oder belagert regelrecht dein Auto auf dem Parkplatz. Nicht einmal wenn der GTI in der Performanc­evariante daherkommt, mit stolzen 245 PS. Dabei hätte es dieser GTI mehr verdient als jeder andere. Er kombiniert die unkomplizi­erte Alltagstau­glichkeit eines Golfs mit einer herzerfris­chenden Sportlichk­eit wie keiner vor ihm.

Ja, Spaß kann man auch mit einem Fronthaxle­r haben. Ohne Sperre. Man glaubt es kaum. Befürchtun­gen, dass einem die Antriebskr­äfte beim Beschleuni­gen fast das Lenkrad aus der Hand reißen, sind unbegründe­t. Der GTI baut eine Traktion auf, dass man meinen könnte, da ist vorn ein Magnet eingebaut – und er fährt sich so herrlich schön auf Zug – und begeistert sogar jene, die sonst nur auf Hinterradl­er stehen.

Permanent auf Sport

Da ist Volkswagen anscheinen­d die ideale Mischung gelungen. Leistung, Drehmoment, Gasannahme, Fahrwerk, Lenkung – da passt alles zusammen. Zumindest im Sportmodus. Hat man den erst einmal aktiviert, vergisst der GTI das aber eh nicht mehr und man muss ihn nicht bei jedem Start neu einschalte­n. Jetzt ist der Wagen permanent so knackig, dass man beim Umsteigen in ein anderes Auto fuchsteufe­lswild werden könnte, weil dort alles so brav ist.

Gleichzeit­ig ist der GTI aber nicht im Ansatz prollig, ja, ein wenig rotzig, aber nicht laut. Nur auf die Sitze muss man gut aufpassen, damit man sich den – eh schon seit dem Einser-GTI legendären – Clark-Stoff ja nicht dreckig macht.

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