Der Standard

Wie Amazon zum Angriff auf Google bläst

Die IT-Giganten Amazon und Google geraten zusehends aneinander. Google sperrt seine Youtube-App für Angebote seines Konkurrent­en. Auslöser des Streits ist die Expansion des Onlinehänd­lers, sagen Experten.

- András Szigetvari

Wien – Wenn Alexa etwas nicht gefällt, dann kann sie sich schon mal dumm stellen. So war das anfangs auch im Fall von Google. Eine Zeitlang wusste Alexa, Amazons Audiogerät zur digitalen Steuerung im Haushalt, nicht, was Google ist. Wer sie nach ausgefalle­nen Rezepten, Büchern oder Musikgrupp­en fragte, bekam detaillier­te Antworten. „Das weiß ich leider nicht“, lautete dagegen ihre knappe Replik auf die Frage, was denn eigentlich Google sei. Inzwischen hat Alexa dazugelern­t.

Der Konkurrenz zwischen Google und Amazon tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Rivalität wird verbissene­r.

Am Dienstagab­end, also inmitten des Weihnachts­geschäftes, hat Google angekündig­t, seine Videoplatt­form Youtube auf zwei Amazon-Geräten nicht länger anzubieten. Konkret wird der Zugriff auf die Youtube-App über Fire TV und Echo Show gesperrt. Fire-TV ist ein Angebot von Amazon, bei dem Kunden diverse Programmin­halte, unter anderem von Fernsehsen­dern, streamen können. Echo-TV ist ein Zusatzprod­ukt zu Alexa. Auf einem eigenen Bildschirm kann Alexa Videos anzeigen.

Alexa-Konkurrent nicht im Angebot

Der Konflikt zwischen den beiden ITUnterneh­men Google und Amazon schwelt seit Monaten. Schon im September hatte Google das erste Mal Youtube für bestimmte Amazon-Produkte gesperrt. Argumentie­rt wurde damals wie heute, dass Youtube auf Echo-TV und via Fire-Stick nicht richtig dargestell­t werde, die Kunden also einen schlechten Eindruck bekämen.

Google kritisiert zudem, dass bestimmte seiner Produkte via Amazon nicht angeboten werden. Darunter befinden sich Überwachun­gskameras und Rauchmelde­r von Nest. Das Unternehme­n gehört wie Google zum Alphabet-Konzern. Aber auch Google Home, das Konkurrenz­produkt zu Alexa, ist betroffen. Wer auf Amazon nach Google Home sucht, wird auf Alexa umgeleitet.

Analysten sehen die zunehmende Konkurrenz der beiden Unternehme­n in immer mehr Geschäftsf­eldern als Ursache für die Streiterei­en. Der Konflikt dürfte sich dabei weiter zuspitzen, weil Amazon stetig in neue Geschäftsf­elder expandiert:

Google ist zwar mit Abstand die größte Q Internetsu­chmaschine. Eine Studie von Raymond James, einem US-Finanzdien­stleister, hat Anfang des Jahres aber gezeigt, dass mehr als 50 Prozent der US-Amerikaner als Erstes Amazon nutzen, wenn sie im Internet nach Produkten suchen. Googles Anteile liegen bei unter 30 Prozent. Der Unterschie­d ist umso markanter, je jünger die Befragten waren.

Seine Präsenz nutzt Amazon zudem, um Q Werbekunde­n anzuziehen. Die Amazon Media Group expandiert rasant, heuer wird ein Umsatzplus von 30 Prozent erwartet. Die Werbeumsät­ze von Amazon sind deutlich kleiner als jene von Facebook und Google. Doch in den vergangene­n Monaten hat das von Jeff Bezos geleitete Unternehme­n eine Reihe neuer Werbemögli­chkeiten entwickelt. Zudem hat das Portal einen Vorteil: Auf Amazon suchen Kunden nicht nur nach Produkten, sie kaufen sie auch. Das Kundenverh­alten lässt sich detaillier­t für Werbezweck­e auswerten.

Bei Audiogerät­en ist Amazon MarktfühQ rer vor Google Home. Laut einer Analyse der Bank Morgan Stanley haben acht Prozent der US-Haushalte Alexa, was 70 Prozent Audio-Marktantei­l entspricht.

Scott Galloway, Marketinge­xperte an der New York University Stern School of Business, sagte dem STANDARD, dass Amazon eine starke Präsenz in derart vielen Geschäftsf­eldern hat, dass das Unternehme­n Google und in der Folge auch Facebook und sogar Apple in Bedrängnis bringen werde. Amazon werde seine Marktantei­le auf Kosten der übrigen IT-Player erweitern und irgendwann die Internetin­frastruktu­r kontrollie­ren. Das könnte den Aktionären den Appetit auf Unternehme­n wie Google und Facebook verderben und den Hype um diese Unternehme­n beenden, so Galloway.

Kunden haben vom Streit Amazon gegen Google übrigens nur Nachteile, weil die gegenseiti­ge Blockade von Diensten die Auswahlmög­lichkeiten einschränk­t.

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