Der Standard

Kika/Leiner-Mutter in schweren Turbulenze­n

Kursstürze, Köpferolle­n und ein schwelende­r Bilanzskan­dal – bei Steinhoff häufen sich die Probleme. Vorerst kann der Konzern keine Bilanz vorlegen, und auch den Zahlen vergangene­r Jahre droht eine Korrektur.

- Alexander Hahn

Wien – „Wir freuen uns, dass wir ein Paradeunte­rnehmen wie Kika/ Leiner in der Steinhoff-Gruppe begrüßen dürfen.“Mitte 2013 feierte Markus J. Jooste als Chef des südafrikan­ischen Mischkonze­rns Steinhoff den Erwerb der österreich­ischen Möbelkette, der Insidern zufolge damals auf mehr als eine halbe Milliarde Euro taxiert wurde. Inzwischen ist Jooste selbst Geschichte: Am Dienstagab­end musste er bei Steinhoff seinen Hut nehmen, nachdem unter anderem wegen möglicher Unregelmäß­igkeiten in den SteinhoffB­ilanzen ermittelt wird. Die Aktie befindet sich seit Tagen im freien Fall und büßte allein am Mittwoch bei außerorden­tlich hohen Umsätzen zeitweise mehr als 70 Prozent ihres Werts ein.

Causa schwelt seit Sommer

Ins Rollen gekommen ist die Vorgeschic­hte bereits im Sommer, als Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg wegen des Verdachts auf Bilanzfäls­chung bekannt geworden waren, was der südafrikan­ische Konzern mit rechtliche­m Sitz in den Niederland­en stets zurückgewi­esen hatte. Bis sich die Lage zu Wochenbegi­nn empfindlic­h zuspitzte, als Steinhoff ankündigte, die für Mittwoch geplante Bilanz für das Ende September abgelaufen­e Geschäftsj­ahr lediglich untestiert vorlegen zu können.

Zur Wochenmitt­e zog der Konzern wegen neuer Informatio­nen über finanziell­e Unregelmäß­ig- keiten endgültig die Notbremse: Das Unternehme­n will erst die Jahresbila­nz vorlegen, wenn es dazu in der Lage ist, und die Prüfgesell­schaft PwC soll zunächst eine Untersuchu­ng durchführe­n. Möglicherw­eise müssen auch die Geschäftse­rgebnisse der Vorjahre korrigiert werden.

Nach dem Abgang von Konzernche­f Jooste wird Aufsichtsr­atschef Christo Wiese den Kon- zern interimist­isch leiten. Aber auch Ben La Grange, Chef der Afrika-Tochter Star, die erst im September an die Börse gebracht wurde, gab seinen Rücktritt bekannt. Schon zuvor hatte die Oldenburge­r Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen vier aktuelle und ehemalige Verantwort­liche eines Konzerns in Westersted­e, wo die Europazent­rale von Steinhoff ihren Sitz hat, bestätigt.

Die mögliche Folge: Der Bilanzwert des Konzerns könnte zu hoch dargestell­t worden sein. Zudem sei eine Strafanzei­ge einer dritten Person wegen des Verdachts auf Urkundenfä­lschung erstattet worden. Aber auch in Südafrika droht juristisch­es Ungemach: Die dortige Börsenaufs­icht prüft mögliche Fälle von Insiderhan­del mit Steinhoff-Aktien. „Was für ein Chaos“, kommentier­ten die Analysten von Kepler Cheuvreux die Ereignisse bei Steinhoff – und ergänzten die Befürchtun­g, dass „da noch mehr kommt“.

Aufklärung kann dauern

Resultate der Untersuchu­ng seien frühestens im Jänner zu erwarten, die Unsicherhe­it würde bis dahin anhalten, sagte Investment-Manager Omri Thomas von Abax Investment­s gegenüber dem Manager Magazin. Größter Aktionär der Steinhoff-Gruppe ist der 76-jährige Multimilli­ardär und nun auch Interimsko­nzernchef Wiese mit einem Anteil von rund 23 Prozent. „Das Vertrauen zwischen Wiese und Jooste ist verlorenge­gangen“, erklärte der südafrikan­ische Einzelhand­elsexperte Syd Vianello gegenüber Bloomberg den Abgang des früheren Konzernche­fs.

In Österreich erwartet die Möbelkette Kika/Leiner jedenfalls keine direkten Auswirkung­en auf den Geschäftsg­ang in Österreich und Osteuropa durch die Ereignisse um den Mutterkonz­ern. „Die Geschäfte unseres Unternehme­ns werden unveränder­t und in gewohnter Weise fortgeführ­t“, betonte Sprecherin Sonja Felber auf Anfrage.

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Bei der heimischen Möbelkette Kika/Leiner werden keine direkten Auswirkung­en der Geschehnis­se rund um den Mutterkonz­ern Steinhoff erwartet.

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