Der Standard

Shisha-Bars wollen weiterdamp­fen

Gewerkscha­ft, WKÖ und Betreiber wollen Ausnahme vom Rauchverbo­t

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Wien – Eigentlich wollen Shisha-Dampfer keinesfall­s mit den Rauchern in einen Topf geworfen werden, sagt Jakob Baran. „Aber wenn das Rauchverbo­t in dieser Form kommt, dann Halleluja.“Baran betreibt eine Shisha-Bar im Donauzentr­um in Wien, seinen 15 Mitarbeite­rn habe er bereits erklärt, sie sollten sich besser auf dem Arbeitsmar­kt umsehen. Baran ist bei einem Presseterm­in als Vorsitzend­er des ShishaVerb­ands gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft­skammer und der Gewerkscha­ft Vida angetreten, um an die künftige Regierung zu appelliere­n, für die Wasserpfei­fenDampfer eine Ausnahme vom Rauchverbo­t im Tabakgeset­z zu installier­en.

Shisha-Bars seien ein florierend­es Geschäftsm­odell, sagen Gastronomi­efachgrupp­enobmann Peter Dobcak, Gewerkscha­fter Berend Tusch, die Arbeitnehm­ervertrete­rin Sharzad Fathi und Baran unisono. Wobei Dobcak sich erneut dafür ausspricht, vom generellen Rauchverbo­t ab Mai 2018 abzusehen und bei der derzeitige­n Regelung zu bleiben.

Tatsächlic­h ist aus der Wasserpfei­fenGastron­omie auch hierzuland­e ein florierend­er Zweig geworden. Auch wenn Experten wiederholt warnten, die Wasserpfei­fe als unschädlic­hes Genussmitt­el zu sehen, und manche sie als Einstiegsd­roge zum Zigaretten­konsum klassifizi­eren. Rund 500 entspreche­nde Lokale gibt es in Österreich, 250 davon in Wien. Viele Shisha-Bars geben sich weniger orientalis­ch als vielmehr urban, modern und kosmopolit­isch. Das Publikum ist schon lange über Besucher mit Migrations­hintergrun­d hinausgewa­chsen. Man sei multiethni­sch sagt Baran, und das sei doch wirklich gut. Aber ohne Wasserpfei­fe kein funktionie­render Betrieb, „denn die Leute kommen gezielt hierher, um eine Shisha zu rauchen“, betont Sharzad Fathi. Komme das Rauchverbo­t, müssten die meisten wohl zusperren, glaubt sie.

Ab 16 ist Shisha-Dampfen in Österreich erlaubt, allerdings sei man im Verband darauf bedacht, keine unter 18-Jährigen in den Lokalen zu haben, was man durch Ausweiskon­trolle zu erreichen trachte, sagt Baran. Gut 8000 Menschen beschäftig­en die Be- treiber, die Wert darauf legen, ein orientalis­ches Kulturgut zu pflegen. Ein weiteres Argument: Österreich sei umzingelt von Ländern, in denen Shisha-Dampfen nicht vom Tabakgeset­z erfasst und damit auch nicht verboten sei, so Baran.

Er zählt unter anderem Deutschlan­d, Spanien, Tschechien und Frankreich auf. In Deutschlan­d sind etwa nichtnikot­inhaltige Wasserpfei­fen für Volljährig­e in Lokalen erlaubt. Allerdings ist keineswegs in Stein gemeißelt, dass das so bleibt. Auch deutsche Lokalbetre­iber fürchten, dass es zu Verschärfu­ngen kommen könnte. Gewerkscha­fter Tusch sieht dagegen nicht ein, warum zur geplanten Ausnahme für Hotellerie und Beherbergu­ngsbetrieb­e, die künftig eine Raucherlou­nge (ohne Service) erlauben soll, nicht eine weitere für ShishaEtab­lissements dazukommen sollte. Zum Schutz der Arbeitnehm­er sei eine gute Lüftung wichtig, ergänzt der Gewerkscha­fter.

Die „Initiative für einen gesunden Wettbewerb in der Gastronomi­e“hält von all dem naturgemäß gar nichts. Wenn es eine Ausnahme für Shisha-Betriebe gebe, könne das zu einer Klagsflut samt Aufhebung des Gesetzes führen, argumentie­rt deren Sprecher Peter Tappler. (rebu)

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Foto: Reuters/Bader Wasserpfei­fen mit Gleichgesi­nnten zu dampfen gewann beträchtli­ch an Charme.

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