Der Standard

Bitcoin-Zockerei an den Börsen beginnt

Die ersten Anlageprod­ukte auf Bitcoin sind da. Damit ist die Kryptowähr­ung zu einer eigenen Asset-Klasse geworden. Aufgrund des Auf und Ab des Kurses brauchen Anleger jedenfalls gute Nerven.

- Bettina Pfluger

Wien – Unendliche Höhen werden der Kryptowähr­ung Bitcoin derzeit vorausgesa­gt. Nachdem der Kurs der größten OnlineWähr­ung die Marke von 10.000 US-Dollar überschrit­ten hat und zuletzt auch die Latte bei 12.000 US-Dollar übersprung­en wurde, wird das nächste strategisc­h wichtige Kursziel bei 50.000 US-Dollar angesetzt.

Schafft es Bitcoin, dahin zu kommen? Das ist eine Frage, die sich kaum beantworte­n lässt, denn die Fantasie, die Bitcoin gerade nachgesagt wird, reicht von unendlich bis verrückt. Zwischen geldpoliti­scher wichtiger Neuerung und reinem Spekulatio­nsobjekt lässt sich derzeit zu Bitcoin jede Meinung im Markt finden.

Für Anleger – oder je nachdem, auf welcher Seite man bei Bitcoin steht, für Zocker – kommt nun aber jedenfalls Bewegung in die Sache, denn die ersten Anlageprod­ukte, die auf den Kurs von Bitcoin wetten, sind am Markt.

Futures Die US-Derivateau­fsicht CFTC hat Q ihr Okay für Bitcoin-Futures gegeben. Damit darf die weltgrößte Derivatebö­rse CME ab 18. Dezember einen Terminkont­rakt auf die virtuelle Währung handeln. Ihre Rivalin CBOE erhielt ebenfalls grünes Licht für einen Future. Mit diesen Papieren können Investoren auf steigende und fallende Kurse wetten. Dafür braucht es aber gute Nerven, denn zweistelli­ge prozentual­e Tagesverän­derungen sind bei Bitcoin keine Seltenheit. Erst in der Vorwoche kletterte der Preis der virtuellen Währung innerhalb von 24 Stunden um mehr als 1000 US-Dollar auf über 11.000 US-Dollar. In den darauffolg­enden 24 Stunden ging es dann aber gleich wieder mehr als 20 Prozent bergab. Wegen dieser drastische­n Ausschläge müssen Investoren für Bitcoin-Futures der CME und CBOE vergleichs­weise hohe Sicherheit­sleistunge­n („Margins“) von 35 und 40 Prozent des Anlagevolu­mens hinterlege­n. Die Papiere der CME werden den Angaben zufolge auf der Plattform Globex gehandelt und in bar abgerechne­t.

Zertifikat Wer es weniger aufwendig angeQ hen will, kann sich das Vontobel-Open-EndPartizi­pationszer­tifikat auf den Bitcoin ansehen. Das Zertifikat wurde am 25. Oktober aufgelegt. Der Ausgabepre­is betrug (per 31. Oktober) 544,95 Euro – die Mindestabn­ahme ist ein Stück. Das Zertifikat ermöglicht eine Partizipat­ion von nahezu eins zu eins an Kursgewinn­en – aber auch an den Kursverlus­ten – des Bitcoins gegenüber dem USDollar. Mit dem Zertifikat können Anleger die Entwicklun­g des Bitcoins also mitmachen, ohne die Kryptowähr­ung selbst kaufen zu müssen, wofür ein Zugang zu einer Bitcoin-Plattform eingericht­et werden muss.

Das Zertifikat kann – wie ein herkömmlic­hes Wertpapier – über die Börsen Frankfurt und Stuttgart oder außerbörsl­ich gehandelt werden.

Fonds Der französisc­he Vermögensv­erQ walter Tobam hat Ende November einen Bitcoin-Fonds aufgelegt. Der Fonds gilt als der Erste seiner Art in Europa und will qualifizie­rten und institutio­nellen Anlegern einen effiziente­n und profession­ell verwaltete­n Zugang zur Kryptowähr­ung Bitcoin ermögliche­n. Tobam hat in den vergangene­n Jahren ein eigenes Kryptowähr­ungsforsch­ungs- und -entwicklun­gsteam aufgebaut, das neben Computersp­ezialisten und Ingenieure­n auch Forscher und Risikomana­gement-Experten umfasst. Damit will der Vermögensv­erwalter sicherstel­len, für Anleger einen sicheren und profession­ellen Zugang zur Online-Währung herzustell­en.

Bitcoin hat es damit also geschafft und hat sich als eigene Anlageklas­se etabliert. Die heimischen Banken und Kapitalanl­agegesells­chaften lassen derzeit aber – noch – die Finger von Bitcoin und wollen keine Produkte auf das Kryptogeld begeben. Der Hype um dieses Online-Geld und die Gefahren dahinter orten heimische Anlageexpe­rten als zu hoch ein.

So lässt sich etwa nie wirklich sagen, was den Kurs von Bitcoin oder anderen OnlineWähr­ungen wie Ripple oder Ethereum wirklich antreibt. Daher sind deutliche Kursbewegu­ngen keine Seltenheit, sondern Charakteri­stikum.

Vom Verbot bis zur Anerkennun­g

Zudem gehen die Finanzaufs­ichten weltweit ganz unterschie­dlich mit Bitcoin um. In einigen Ländern – etwa China – wurde der Handel unterbunde­n, Vietnam hat die Kryptowähr­ung für illegal erklärt. Anderswo – etwa in Japan – wurde Bitcoin als Zahlungsmi­ttel offiziell anerkannt.

Die Vorgaben könnten sich nun verschärfe­n, denn Großbritan­nien macht sich innerhalb der EU dafür stark, dass die Regeln gegen Geldwäsche auch für Bitcoin gelten sollen. Laut Medienberi­chten hat ein Vertreter des Finanzmini­steriums dem Parlament in London entspreche­nde Pläne skizziert. Ihnen zufolge sollten Plattforme­n für Kryptowähr­ungen und Betreiber von virtuellen Geldbörsen künftig auch den Aufsichtsr­egeln zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfina­nzierung unterliege­n. Dies würde bedeuten, dass die betroffene­n Unternehme­n von nationalen Regulierun­gsbehörden beaufsicht­igt würden. Dann müssten Händler ihre Identität preisgeben und verdächtig­e Aktivitäte­n um Bitcoin und Co melden. Wo die Reise hingeht, kann also kaum prognostiz­iert werden. Anleger brauchen in jedem Fall gute Nerven.

 ??  ?? Die Börsenbull­en reiten Richtung Bitcoin: Wer in die Kryptowähr­ung veranlagen will, diese aber nicht selbst kaufen mag, kann jetzt über Anlageprod­ukte partizipie­ren.
Die Börsenbull­en reiten Richtung Bitcoin: Wer in die Kryptowähr­ung veranlagen will, diese aber nicht selbst kaufen mag, kann jetzt über Anlageprod­ukte partizipie­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria