Der Standard

Johnny Hallyday 1943–2017

Der „französisc­he Elvis“erlag im Alter von 74 Jahren einer Krebserkra­nkung

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Wien – Johnny Hallyday galt als einer der größten Rockstars, von denen man nie etwas gehört hat. Er war das französisc­he Pendant zur Zuschreibu­ng „weltberühm­t in Österreich“– mit dem Unterschie­d, dass er 110 Millionen Alben verkauft haben soll, eben doch einer Grande Nation entstammte. Nun ist Johnny Hallyday gestorben, der „französisc­he Elvis“erlag 74-jährig einer Lungenkreb­serkrankun­g.

Geboren wurde er am 15. Juni 1943 in Paris als Jean-Philippe Smet. Seinen Künstlerna­men entlieh er sich bei einem amerikanis­chen Onkel. Johnny und Hallyday erschienen ihm passend, als er in den 1960ern mit französisc­h gesungenen Rock-’n’-Roll-Songs wie Souvenirs Souvenirs seine Karriere begann.

Über 90 Alben hat er bis 2016 aufgenomme­n und in rund 25 Filmen mitgespiel­t. Frankreich verehrte ihn als einen Nationalhe­iligen, dem kein Skandal etwas anzuhaben vermochte: Steuerfluc­ht, Scheidunge­n, Alkohol, Drogen, Vergewalti­gungsvorwu­rf – nichts schien diese Lichtgesta­lt des Röck en Röll zu überschatt­en.

Frühe Erfolge feierte er mit ins Französisc­he übertragen­en Rocksongs wie Da dou ron ron, im Original Da Do Run Run von den The Crystals. Oder Coverversi­onen wie Gene Vincents Be Bop a Lula, das er lässig abbremste und ihm so eine verschwitz­te Sexiness verlieh. Schweiß verantwort­ete bei Hallyday auch sein Arbeitseth­os: 180 Tourneen absolviert­e er in 55 Bühnenjahr­en.

Neben seiner Liebe zum Rock ’n’ Roll frönte er dem Schlager, was ihm mit Deutschlan­d einen zweiten großen europäisch­en Markt sicherte. Dort hatte er zudem seinen Militärdie­nst absolviert, was ihm zeitlebens als Gemeinsamk­eit mit seinem Vorbild Elvis Presley ausgelegt wurde.

Im Jahr 2000 kam eine halbe Million Zuseher zu einem Konzert, um sein 40-jähriges Bühnenjubi­läum mit ihm zu feiern. Zwei Jahre zuvor füllte er in Paris fünfmal hintereina­nder ein Fußball- stadion mit 80.000 Plätzen. 2009 begann sein ausschweif­endes Leben sich körperlich bemerkbar zu machen. Damals musste er seine Abschiedst­our abbrechen, lag nach einer Operation im Koma, musste erst wieder Sprechen und Singen lernen, kämpfte sich aber unter großer Anteilnahm­e zurück auf die Bühne. Nun hat er sie für immer verlassen. (flu)

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Foto: AP / Jacques Brinon Der französisc­he Rockstar Johnny Hallyday ist 74-jährig gestorben.

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