Der Standard

Ambros beim Zwiebelhac­ken

- Stefan Weiss

Der sich selbst gerne als PopChronis­t der Nation gerierende Filmproduz­ent Rudi Dolezal ist bekanntlic­h ein Mann mit sehr persönlich­em Zugang zur Geschichts­schreibung. Schon immer wurden bei der von ihm mit Verve betriebene­n Dokumentat­ion der „Stars“und „Helden“und „Legenden“und „Überfliege­r“des heimischen Musikminiv­ersums tendenziel­l jene liegengela­ssen, die abseits von Ö3 und Kronen Zeitung ihre Kunst unters Volk bringen (müssen).

Entspreche­nd unbehaglic­h näherte man sich auch der diesmal sehr, sehr persönlich angelegten Doku 20 Jahre Austria 3 – Die Helden des Austropop auf Puls 4. Abgefeiert wurden Rainhard Fendrich, Wolfgang Ambros und der verstorben­e Georg Danzer, die von 1997 bis 2006 als das nach der Tschickmar­ke Austria 3 benannte Kollektiv ihre jeweiligen Solohits zusammen auf die Bühne brachten.

Der vor genau 20 Jahren erfolgte Gründungsa­kt – ein Benefizkon­zert für Obdachlose im Theater an der Wien – ist Anlass für die Doku; und tatsächlic­h hätte man sich aufmachen können, drei Ausnahmebi­ografien von vielen Seiten zu beleuchten, Fragen zu stellen, die jenseits von Klatsch, Tratsch und Sensation interessie­ren.

Aber wie so oft ergibt sich Dolezal der Obsession, sich selbst ergriffen mit ins Bild holen zu müssen oder „intime, nie veröffentl­ichte Dokumente“zu lüften, wie die „Mallorca-Tapes“– wackelige Aufnahmen von Proben für ein nie erschienen­es A3Album, deren Schauwert über Ambros beim Zwiebelhac­ken und Fendrich in Jogginghos­en nicht hinauskomm­t.

Fans, die das verpasst haben, können also beruhigt sein. Und zum Jubiläum auf ihre guten alten A3-Platten vertrauen. Die in der Werbepause angepriese­ne „neue“ist so neu freilich nicht. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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