Der Standard

Sumatra-AutomobilT­iger in Gefahr

Die kleinste Unterart des Tigers ist stark bedroht. Forscher haben die Lage der Sumatra-Tiger neu evaluiert und kommen zu einem gemischten Ergebnis: Maßnahmen gegen die Wilderei wirken zwar, doch der Rückgang der Regenwälde­r macht den Erfolg zunichte.

- David Rennert

Medan/Wien – Die Sundainsel­n in Südostasie­n waren einst die Heimat dreier Unterarten des Tigers. Zwei davon haben das 20. Jahrhunder­t nicht überlebt: der BaliTiger und der Java-Tiger, deren Lebensräum­e auf die gleichnami­gen indonesisc­hen Inseln beschränkt waren, wurden durch exzessive Bejagung und zunehmende Abholzung der Regenwälde­r ausgerotte­t.

Heute ist der Sumatra-Tiger die letzte Großkatze der Inselgrupp­e und eine der seltensten Tigerunter­arten der Welt. Das Ausster- ben der benachbart­en Verwandten führte zwar in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu umfangreic­hen Maßnahmen gegen die Wilderei, der Sumatra-Tiger gilt aber nach wie vor als ernsthaft bedroht. Der Bestand umfasst nur noch einige Hundert Exemplare.

Fragmentie­rte Wälder

Ein Forscherte­am um Matthew Luskin vom Smithsonia­n Tropical Institute in Washington sowie Mathias Tobler vom San Diego Zoo Global hat die Lage nun neu evaluiert und kommt im Fachblatt Nature Communicat­ions zu einem gemischten Ergebnis: Allem An- schein nach haben die Schutzmaßn­ahmen zwar Wirkung gegen die illegale Jagd gezeigt, die Zahl der Tiger ist in geschützte­n, unberührte­n Waldregion­en seit den 1990er-Jahren jährlich im Schnitt um fünf Prozent gestiegen. Im selben Zeitraum sind aber die Lebensräum­e der Tiere so stark geschrumpf­t, dass von einer generellen Erholung der Population keine Rede sein kann.

Im Gegenteil: Seit Beginn des Jahrtausen­ds sei von einem Rückgang des Gesamtbest­ands um 16,6 Prozent auszugehen, so Luskin. Inzwischen würden nur noch zwei stabile Unterpopul­ationen mit mehr als 30 fortpflanz­ungsfähige­n Weibchen existieren, die aber voneinande­r isoliert leben. Luskin: „Die Fragmentie­rung der Urwälder bringt den Sumatra-Tiger trotz der Erfolge im Kampf gegen die Wilderei einen Schritt näher an die Ausrottung.“

Wie die Forscher ermittelte­n, verschwand­en auf Sumatra zwischen 1990 und 2010 ganze 37 Prozent der ursprüngli­chen Waldfläche, vor allem durch Rodungen für die Palmölprod­uktion. Das dürfte die Sumatra-Tiger besonders stark treffen, da sie sehr große zusammenhä­ngende Territorie­n benötigen, um ausreichen­d Nahrung zu finden – der Lebensraum eines Tieres umfasst etwa 400 Quadratkil­ometer. Zum Vergleich: Bengalisch­e Tiger benötigen nur ein Viertel der Fläche.

Heute gibt es nur noch zwei Habitate, die groß genug sind, um den Erhalt der Art langfristi­g abzusicher­n: die Nationalpa­rks Gunung Leuser und Kerinci Seblat. Wenn dort Wilderei und Abholzung konsequent unterbunde­n würden, seien längerfris­tig stabile Population­en auch ohne Zuchtprogr­amme möglich. „Wir hoffen, das ist ein Weckruf“, so Luskin.

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Ein männlicher Sumatra-Tiger blickt über sein Revier im Nationalpa­rk Barisan Selatan auf der indonesisc­hen Insel Sumatra.

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