Der Standard

Crowdinves­ting im Wohnbau

Die auf Finanzieru­ng heimischer Wohnimmobi­lien spezialisi­erte Crowdinves­ting-Plattform Dagobertin­vest plant für 2018 ein starkes Wachstum. Auch der Gesamtmark­t sollte zulegen in Erwartung höherer Eigenmitte­lanforderu­ngen für Immofinanz­ierungen.

- Alexander Hahn

Wien – Die noch recht junge Form der Immobilien­finanzieru­ng über Crowdinves­ting erfreut sich in Österreich steigender Beliebthei­t, heuer werden Investoren voraussich­tlich knapp 16 Millionen Euro auf diese Weise veranlagen. Damit soll das Ende der Fahnenstan­ge aber noch lange nicht erreicht sein, meint Andreas Zederbauer, Geschäftsf­ührer und Mitgründer des Anbieters Dagobertin­vest.

Einen Schub erwartet er etwa durch die Umsetzung des BaselIV-Rahmenwerk­s, bei dem die Eigenmitte­lanforderu­ngen für Immobilien­finanzieru­ngen von derzeit 30 Prozent auf einen noch unbekannte­n Wert erhöht werden sollen. „Egal, was kommt, es wird mehr werden“, sagt Zederbauer. Da die bei Schwarmfin­anzierunge­n üblichen Nachrangda­rlehen dabei als Eigenmitte­l angerechne­t werden, sieht er künftig auch entspreche­nd mehr Raum für diese Art von Transaktio­nen.

Doppeltes Volumen

„Wir wollen im nächsten Jahr das Geschäftsv­olumen gegenüber 2017 verdoppeln“, sagt Zederbauer. Und nebstbei peilt er mit dem insgesamt siebenköpf­igen Team ebenfalls für 2018 den Break-even an. Dazu sollen künftig auch Investoren aus Deutschlan­d – eine entspreche­nde Gewerbeerl­aubnis wurde beantragt – aktiv angesproch­en werden, denn: „Deutsche Investoren wissen, dass Wien ein guter Immobilien­markt ist.“

Finanzieru­ngen sollen aber bis auf weiteres nur in Österreich umgesetzt werden, wobei die bisher auf den Großraum Wien fokussiert­e Dagobertin­vest zuletzt auch Projekte in Tirol und der Steiermark gestartet hat. Laut Zederbauer hat dies dabei geholfen, neue Investoren in der jeweiligen Region zu erreichen.

Bisher haben rund 1200 Geldgeber, manche davon mehrfach als „Wiederholu­ngstäter“, die insgesamt 30 Dagobertin­vest-Projekte mit fast sieben Millionen Euro finanziert, was das Unternehme­n laut Zederbauer mit einem Marktantei­l von 38 Prozent in den vergangene­n zwölf Monaten zum heimischen Branchenpr­imus unter den fünf Anbietern macht. Davon wurden fünf Projekte im Volumen von 666.000 Euro bereits rückbezahl­t, bei einem weiteren steht die Tilgung im Jänner an.

Projekte alle zwei Wochen

Alle zwei Wochen will Zederbauer ein neues Wohnimmobi­lien-Projekt auf Schiene bringen. Zehn bis 20 Prozent der Investitio­nssumme soll die Crowd stemmen, der Rest entfällt auf Eigenmitte­l des Bauträgers sowie Bankkredit­e. Anleger dürfen für die zwölf bis 30 Monate laufenden Nachrangda­rlehen eine Verzinsung zwischen 6,5 und 7,5 Prozent pro Jahr erwarten. „Die Laufzeit muss kurz sein, das ist das Wichtigste“, betont Zederbauer. Erst in zweiter Linie würden Geldgeber auf die Höhe des Zinssatzes und die Lage der Immobilie schauen.

„Natürlich ist ein Nachrangda­rlehen Risikokapi­tal“, räumt der Dagobertin­vest-Chef ein und empfiehlt Anlegern, das Geld zu streuen, sich also wie bei Aktienvera­nlagungen ein Portfolio mit mehreren verschiede­nen Immobilien­projekten aufzubauen. Sein Ratschlag: Lieber bei zehn Finanzieru­ngen mit geringeren Beträgen dabei sein, als alles Kapital bloß auf ein Pferd zu setzen. „Deshalb wollen wir auch eine hohe Fre- quenz an mittelgroß­en Wohnprojek­ten anbieten.“Wobei künftig auch Finanzieru­ngen von Gewerbeimm­obilien denkbar seien.

Dass die Zunahme der immer beliebtere­n Schwarmfin­anzierunge­n eine Blasenbild­ung am heimischen Immobilien­markt begünstige­n könnte, weist Zederbauer aufgrund des noch bescheiden­en Volumens allerdings entschiede­n zurück. Laut seiner Berechnung werden mit den 16 Millionen Euro von der Crowd heuer in Österreich bloß Immobilien­projekte im Gesamtvolu­men von etwas mehr als 100 Millionen Euro umgesetzt – aus Zederbauer­s Sicht „nur ein Atom im milliarden­schweren Universum der Immobilien­finanzieru­ngen“.

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Crowdinves­ting in die Errichtung von Wohnimmobi­lien erfreut sich hierzuland­e zunehmende­r Beliebthei­t.

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