Der Standard

Rechter Provokateu­r will in den US- Senat

Debatte zu Umgang im Senat mit Umfragefav­orit Moore

- Manuel Escher

Dass es in der amerikanis­chen Demokratie öfter Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen Parteifreu­nden gibt, als man dies in Europa gewöhnt ist – das ist bekannt. Das Problem, vor dem die Republikan­er stehen könnten, sollte Mittwochfr­üh tatsächlic­h ihr Kandidat Roy Moore als Sieger der Senatswahl feststehen, ist aber doch ungewöhnli­ch.

Sie haben es mit der Frage zu tun, wie man mit einem Parteigeno­ssen umzugehen hat, der für viele von ihnen unannehmba­r ist – und von dessen Stimme doch womöglich ihre dünne Mehrheit in der kleineren Kammer des USKongress­es abhängt. Hoch umstritten war Moore schon vor dem Bekanntwer­den der Missbrauch­svorwürfe gegen ihn, die er zurückweis­t – wegen der politische­n Positionen, die er offensiv vertritt.

Willkommen­e Gelegenhei­t

Wohl auch deshalb waren viele Senatoren des republikan­ischen Establishm­ents besonders schnell mit der Verurteilu­ng Moores, nachdem die Washington Post erstmals über die möglichen Missbrauch­sfälle berichtet hatte.

Für viele Senatoren war dies wohl auch eine gute Gelegenhei­t, sich von einem Politiker zu distanzier­en, dessen Ansichten über den Einfluss der Religion auf Politik, dessen Haltung zu Homosexuel­len, ethnischen Minderheit­en, Liberalen sie nur schwer gutheißen konnten – und der zudem von Breitbart- Chef Steve Bannon gefördert wird, der dem Parteiesta­blishment dem Kampf angesagt hat.

Viele forderten Moore auf, seine Kandidatur ruhen zu lassen, die Partei stellte ihre finanziell­e Unterstütz­ung ein, Stimmen aus der Partei forderten, ihn auch als gewählten Senator wieder aus der Kammer zu entfernen. Umso heftiger fiel bei manchen von ihnen dann das Zurückrude­rn aus, als Präsident Donald Trump zuletzt immer deutlich für Moore Partei ergriff. Trump, der im Vorwahlkam­pf noch Moores Konkurrent­en Luther Strange unterstütz­t hat, argumentie­rt mit der Gefahr für die Mehrheit im Senat. Immerhin geht es um einen Sitz, der erst 2020 wieder neu zu besetzen ist.

Die Beteiligun­g entscheide­t

Trumps Unterstütz­ung hat einen Sieg Moores jedenfalls wieder wahrschein­licher gemacht. Sagten Demoskopen kurz nach dem Schock über die Missbrauch­svorwürfe noch einen Sieg des Demokraten Doug Jones voraus, steigen nun wieder die Chancen für Moore.

Jones liegt zwar in Umfragen, die sich auf alle Wahlberech­tigten beziehen, auch weiterhin voran – Moore führt aber bei jenen, die als „wahrschein­liche Wähler“gelten. Wie die Wahlbeteil­igung tatsächlic­h aussehen wird, wagt kaum jemand zu prognostiz­ieren.

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