Der Standard

Immobilien: OeNB warnt

Die Preise für Immobilien sind seit Jahren im Steigen. Deswegen mahnt die Nationalba­nk die Banken bei der Kreditverg­abe zur Zurückhalt­ung. Sie sollen bei Immobilien keine zu großen Risiken eingehen.

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Die Nationalba­nk rät den Banken bei der Immobilien­finanzieru­ng zu mehr Wachsamkei­t und weniger Risikofreu­digkeit.

Wien – 300.000 bis 400.000 Euro – so viel kann eine Eigentumsw­ohnung in Wien gut und gern kosten. Grenzen sind nach oben hin nicht gesetzt. Eine Investitio­n, die sich nur wenige ohne einen Kredit leisten können. Dass immer mehr Menschen die Banken um Geld für ihre Wohnungspl­anung fragen, bereitet auch der Nationalba­nk Sorgen. Sie rät den Banken bei der Kreditverg­abe zu mehr Wachsamkei­t, wie es bei der gestrigen Veröffentl­ichung ihres Stabilität­sberichts hieß. Ein zunehmende­r Anteil der neuen Kredite an private Haushalte sei relativ hoch im Vergleich zum Wert der Immobilie, ebenso das Verhältnis zwischen Schulden und Einkommen.

Die Wohnbaukre­dite sind im Oktober mit 4,4 Prozent wieder deutlich gewachsen. Damit einher gehen die Immobilien­preise: Während sich die Preise in Wien stabilisie­rt haben, haben sie im restlichen Österreich stärker angezogen. Im Jahresverg­leich sind sie bisher um 4,5 Prozentpun­kte gestiegen und setzen damit den Aufwärtstr­end fort.

Die Verschuldu­ngsquote österreich­ischer Haushalte ist niedriger als im EU-weiten Vergleich, unter anderem weil sie von den vergleichs­weise wenigen ausständig­en Krediten gedrückt wird. Die Nationalba­nk warnt aber vor der immer noch hohen Rate an variablen Zinsen, die Kreditnehm­er höheren Schwankung­en und Risiken aussetzt. Diese werde in Zukunft weiter sinken, da Kreditnehm­er die günstige Niedrigzin­s- situation nutzen, um auf Fixzinsen umzusteige­n, ist Doris Ritzberger-Grünwald von der Nationalba­nk überzeugt. Dieses Niedrigzin­sumfeld sorgt in Zeiten guter Konjunktur für den boomenden Wohnungsma­rkt. Die effektiven Zinssätze auf Wohnbaukre­dite lagen im September bei 2,27 Prozent und setzten damit ihren Abwärtstre­nd weiter fort.

Mehr Wohnbauinv­estitionen

Einen weiteren Risikofakt­or vor allem für Haushalte mit niedrigere­m Einkommen sieht die Nationalba­nk bei den Auswirkung­en von Fremdwähru­ngskredite­n. Der Anteil dieser Ausleihung­en lag beim Wohnbau bei 14,6 Prozent, fast alle ausständig­en Kredite wurden in Schweizer Franken abgeschlos­sen.

Für etwas Entspannun­g am Wohnungsma­rkt sorgen die Wohnbauinv­estitionen. Diese konnten in den vergangene­n Jah- ren nicht mit dem Bevölkerun­gswachstum und den steigenden Immobilien­preisen mithalten, haben nunmehr aber ein wenig nachgezoge­n: 2017 konnte erstmals eine Steigerung von 2,8 Prozentpun­kten verzeichne­t werden. Allerdings wird in Österreich, gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt, immer noch weniger in Wohnungen investiert als im EU-Durchschni­tt.

Insgesamt sei der Finanzmark­t trotz des wachsenden Wohnbaus laut Nationalba­nk aber stabil. Die Aufseher raten den Banken, das momentan günstige Umfeld zu nutzen, um Reformen anzustoßen, die zu höheren Erträgen führen. So könnten sie die Konzepte ausbauen, die bestimmen, welcher Kapitalver­lust getragen werden kann. Die Banken sollten jedoch vor allem in der Immobilien­finanzieru­ng keine übermäßige­n Risiken eingehen, um eine Blasenbild­ung zu vermeiden. (jp)

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Den steigenden Wohnungspr­eisen hält derzeit wieder eine wachsende Investitio­n in neue Wohnbauten entgegen.

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