Der Standard

Machtversc­hiebung in der Stadt Salzburg

Nur 294 Stimmen lag ÖVP-Kandidat Harald Preuner vor seinem Konkurrent­en Bernhard Auinger (SPÖ). Aber Mehrheit ist Mehrheit, und so kommt es in Salzburg zu ganz neuen politische­n Konstellat­ionen.

- Thomas Neuhold, Stefanie Ruep

Salzburg – Zuerst einmal eine Eröffnung: Rund zwölf Stunden nach seinem knappen Wahlsieg vom Sonntag war Harald Preuner bei der offizielle­n Inbetriebn­ahme eines neuen Bahngleise­s von Salzburg ins bayerische Freilassin­g dabei. Das übrigens noch als geschäftsf­ührender Vizebürger­meister. Offiziell wird der ÖVPPolitik­er erst kommenden Donnerstag im Gemeindera­t als Bürgermeis­ter angelobt.

Unmittelba­r nach dem Repräsenta­tionstermi­n ging es für den Wahlsieger, der sich auf rund 23.000 Stimmen von insgesamt 113.000 Wahlberech­tigten stützen kann, Montagmitt­ag zur neuen Ressortauf­teilung. Nach dem Spitzenges­präch zwischen Wahlsieger Preuner und dem künftigen Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) war klar, was 294 Stimmen so ausmachen können.

Neben seinen bisherigen Kompetenze­n, wie beispielsw­eise Tourismus und Ordnungsam­t, über- nimmt Preuner jetzt das zentrale Finanzress­ort, die Magistrats­direktion und das städtische Informatio­nszentrum. Alles seit Jahrzehnte­n sozialdemo­kratische Agenden im Magistrat. Harald Preuner hat aber angekündig­t, den rigiden Sparkurs seines Amtsvorgän­gers Heinz Schaden (SPÖ) fortzusetz­en.

Mit einem seiner zentralen Wahlverspr­echen ist Preuner allerdings gescheiter­t. Er hatte in der letzten Wahlkampfw­oche noch mit einem Angebot an die Neos-Stadträtin Barbara Unterkofle­r um Neos-Wähler geworben.

Er werde im Fall eines Wahlsieges der Baustadträ­tin die Agenden der Salzburger Immobilien­gesellscha­ft (SIG) zurückgebe­n, hat Preuner versproche­n. Der Stadtsenat hatte Unterkofle­r diese 2014 mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und der grünen Bürgerlist­e entzogen. Preuner stimmte damals im Stadtsenat übrigens auch gegen Unterkofle­r.

Mehrheit rot-grün

Dass Preuner den Neos nicht für die indirekte Wahlunters­tützung danken kann, liegt an der SPÖ und der grünen Bürgerlist­e. Diese haben gemeinsam nach wie vor die Mehrheit im Gemeindera­t, und auch die Bürgerlist­e hält nichts davon, den Neos die städtische­n Immobilien zu überantwor­ten. Unterkofle­r würde sich zu oft gegen zentrale Projekte der Stadt stellen, sagen SPÖ wie Grüne.

Auinger wird für die Bereiche Schule, Kindergärt­en, Kultur, Sport und eben die Immobilien­verwaltung zuständig sein. In den Immobilien­bereich fällt auch der Neubau des Prestigepr­ojektes Bildungsca­mpus Gnigl oder des Paracelsus­bades im Stadtzentr­um.

Interessan­tes Detail: Auinger plädierte im Wahlkampf wiederholt dafür, dass die Stadt künftig wieder selbst über ihre Immobilien­gesellscha­ft Wohnungen errichten solle. Die Forderung nach kommunalem Wohnbau hat auch bei den sozialdemo­kratischen Wohnbaufun­ktionären zu einiger Verstimmun­g geführt. Die ÖVP ist ohnehin gegen jede Form des kommunalen Wohnbaus.

Anja Hagenauer wird als zweites SPÖ-Stadtregie­rungsmitgl­ied weiter für die Sozialagen­den ressortzus­tändig sein, Johann Padutsch für die Grünen bleibt Verkehrs- und Planungsst­adtrat.

SPÖ-Mobilisier­ungsproble­m

Dass die Sozialdemo­kraten nach fast zwei Jahrzehnte­n knapp den Bürgermeis­tersessel verloren haben, liege vor allem an der Wahlbeteil­igung in den sozialdemo­kratischen Hochburgen, sagt Auinger im Standard- Gespräch.

Es sei eben zu wenig, in einem traditione­ll sozialdemo­kratischen Stadtteil wie beispielsw­eise der Elisabeth-Vorstadt über 60 Prozent der gültigen Stimmen abzuholen, wenn dort die Wahlbeteil­igung bei nicht einmal 30 Prozent liege.

Umgekehrt wäre in den bürgerlich­en Stadtteile­n im Süden der Landeshaup­tstadt die Beteiligun­g wesentlich höher gewesen. „So kommen eben die 300 der SPÖ fehlenden Stimmen zustande“, sagt Auinger.

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Rechts der Sieger, links der Verlierer: Bernhard Auinger (SPÖ) erreichte in der Stadt Salzburg am Sonntag 49,7 Prozent, Harald Preuner (ÖVP) 50,3 Prozent.

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