Der Standard

Häupls Plan gegen Nachfolger- Schlammsch­lacht

SPÖ Wien erstellt Fahrplan für internen Wahlkampf um Bürgermeis­ter-Nachfolge

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Beide, der amtsführen­de rote Klubchef im Parlament Andreas Schieder und Wiens Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig, würden es bisher „sehr gut machen“, sagt Bürgermeis­ter Michael Häupl zum innerparte­ilichen Wetteifern um seine Nachfolge.

Das „Sehr gut“verteilte Häupl am Montag vor Journalist­en dafür, dass die Konkurrent­en weiterhin freundscha­ftlich miteinande­r umgehen würden. Denn eine öffentlich­e Schlammsch­lacht will man in der SPÖ jedenfalls vermeiden. Schließlic­h wolle kein Kandidat später „der Häuptling einer Ruine sein“, sagte Häupl.

Damit der Konkurrenz­kampf auch friedlich bleibt, hat sich die SPÖ bei einer Vorstandss­itzung „einstimmig“auf einen Fahrplan bis zum Sonder-Landespart­eitag am 27. Jänner geeinigt. Der Meinungsfi­ndungsproz­ess der Delegierte­n sei eine „Chance“, betonte die rote Parteisekr­etärin Sibylle Straubinge­r erneut.

Besagter Prozess soll noch im Dezember starten, mit einem Bereich auf der Website der Partei, wo sich Schieder und Ludwig selbst inszeniere­n können. Samt Steckbrief, Fotos und Lebenslauf „auch für Interessie­rte, die nicht SPÖ-Mitglieder sind“, so Straubinge­r. Schließlic­h wird die Entscheidu­ng darüber, wer die Roten anführt, auch für die Wiener tragend: Im ersten Halbjahr 2018 will Häupl seinen Platz als Bürgermeis­ter freimachen. Ebenfalls online werden die Kandidaten in Chats Fragen beantworte­n, die zeitnah zum Parteitag stattfinde­n sollen.

An die 45.000 Parteimitg­lieder können sich Schieder und Ludwig dabei wenden. Über den E-MailVertei­ler der Partei sollen beide die Werbetromm­el rühren – zu einem Zeitpunkt, den sie selbst festlegen. Selbiges sollen sie auch in der Mitglieder­zeitung der SPÖ tun.

Einem weitaus kleineren Kreis werden sich die Kandidaten im persönlich­en Hearing stellen. Zwei Termine werden angeboten, an denen die 980 Delegierte­n in einer kleineren Runde ihre Fragen an Schieder und Ludwig richten können. Die Termine werden nicht medienöffe­ntlich sein. „Wir haben einen guten Weg festgelegt, der für Mitglieder, Mitarbeite­r und die Öffentlich­keit etwas bietet“, ist Straubinge­r überzeugt.

Bereits gestellt haben sich die beiden Kandidaten den Fragen der Parteijuge­nd. Die Sozialisti­sche Jugend lud Schieder und Ludwig zu einer Konferenz ein. Auch die Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG) hat zu einem gesonderte­n Kennenlern­en eingeladen.

Keine Koalition mit FPÖ

Trotz dieser vielen Auswahlsta­tionen sind wohl keine gravierend­en inhaltlich­en Auseinande­rsetzungen zu erwarten. Ja, inhaltlich seien sich die beiden „sehr ähnlich“, sagte der aktuelle SPÖWien-Chef Häupl: „Wir haben einstimmig­e Beschlüsse des Landespart­eitages zu allen wesentlich­en inhaltlich­en Fragen, die uns immer als Streitthem­en nachgesagt werden.“Etwa das Commitment, dass es in Wien keine Koalition mit der FPÖ geben soll. Ansonsten seien die Kandidaten allerdings sehr unterschie­dlich: „Ihr Temperamen­t, wie sie sich ausdrücken und wie sie auf Menschen zugehen“, zählte Häupl auf.

Was den Ablauf des Parteitage­s angeht, ist schon eines fix: Es wird weder inhaltlich­e Anträge geben, noch werden andere Funktionen als jene des Parteichef­s gewählt. Sollte Derzeit-Stellvertr­eter Ludwig das Rennen machen, wird er also mit einem Stellvertr­eter weniger als Häupl auskommen müssen. Dass es noch zu einer weiteren Kandidatur kommt, hält Häupl für „unwahrsche­inlich“, aber nicht ausgeschlo­ssen.

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Foto: APA/Hochmuth Michael Häupl vergibt an seine Nachfolger ein „Sehr gut“.

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