Der Standard

Viel Schall um den Rauch

- Astrid Ebenführer

„Jetzt geh’ ma eine rauchen“, scherzt Joesi Prokopetz zum Schluss und findet das recht lustig. Ein echter Schenkelkl­opfer. Auch das, was der Kabarettis­t zuvor in Im Zentrum am Sonntagabe­nd in ORF 2 zum Rauchverbo­t in der Gastronomi­e von sich gegeben hat, fällt in die Kategorie Humor mit dem Holzhammer. Prokopetz wird von entsetzlic­hen Visionen geplagt, erzählt er launig. Nämlich dass Mahnwachen vor Trafiken abgehalten werden.

Er verstehe diesen Tsunami nicht, der da nach dem Vorstoß von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, das Rauchverbo­t in Lokalen wieder zu kippen, über das Land rollt. Als „Scheißlibe­raler“will er, dass die Diskussion nicht dogmatisch, sondern rational geführt wird. Um dann den nächsten Scherz über ein Thema zu reißen, das so lustig gar nicht ist. Pro Minute werden in Österreich 35.000 Ziga- retten geraucht, rechnet der Onkologe Hellmut Samonigg vor, 14.000 Menschen sterben jährlich an den Folgeschäd­en. Suchtexper­tin Waltraud Posch betont die Vorbild- und Präventivw­irkung, Oberkellne­r Andreas Schwabl geht es um den Schutz von Kellnern und Kellnerinn­en. Der Großgastro­nom Heinz Pollischan­sky sorgt sich wiederum neben dem Umsatz auch um ein österreich­isches Kulturgut: „die Zigarette zum kleinen Braunen“.

Mit ausladende­r Gestik pocht Prokopetz auf Eigenveran­twortung und bemüht neben Karl Kraus auch Raucher und Entertaine­r Johannes Heesters („Und blas’ die Wölkchen vor mich hin ...“), um den „Bierernst“aus der Diskussion zu nehmen. Das Geschoß ist ihm zu groß für die Spatzen, auf die geschossen wird. Dieses Thema könne man nicht mit Populismus lösen, kontert Mediziner Samonigg. Applaus. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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