Der Standard

Prügel für Trump in Alabama

- Gianluca Wallisch

Noch vor einem Jahr, bei den Präsidents­chaftswahl­en, hatte Donald Trump in Alabama seine Herausford­erin Hillary Clinton mit einem 62-Prozent-Sieg ganz locker demütigen können. Doch plötzlich ist alles ganz anders: Der Menschenre­chtsanwalt Doug Jones, Kandidat der bisher chancenlos­en Demokraten in dieser Hochburg des gegenwarts­vergessene­n Konservati­smus, stach überrasche­nd den umstritten­en Ex-Staatsanwa­lt Roy Moore aus, der für die Republikan­er ins Rennen gegangen war.

Das war nicht nur eine Schmach für Moore, der massiven Vorwürfen des Missbrauch­s an minderjähr­igen Frauen ausgesetzt ist: Dieses Ergebnis wird auch Trump das Leben in Washington schwerer machen. Auf nur 51 zu 49 Stimmen ist nun sein Vorsprung im Senat geschrumpf­t. Doch mit widrigen Mehrheitsv­erhältniss­en im Kongress musste sich schon bisher fast jeder US-Präsident herumschla­gen. Die größere Gefahr für Trump ist der mögliche Beispielch­arakter der Alabama-Wahl für kommende Urnengänge.

Die Demokraten können nämlich endlich wieder Hoffnung schöpfen. Sie haben gesehen, dass Trump eine wunderbare Reibefläch­e abgibt und sich besser als erwartet dafür eignet, die eigenen Wähler zu mobilisier­en: Es waren diesmal vor allem die Frauen, die Vertreter der Minderheit­en und die Jugend, die in Alabama den Unterschie­d ausmachten. Sie gaben der Partei den Auftrag, das PostClinto­n-Trauma zu überwinden und wieder zu attackiere­n.

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