Der Standard

Studiengeb­ühren fix, Absolvente­n erhalten später Steuerbonu­s

VP-FP-Pläne: Rund 500 Euro im Semester Anreiz zum Bleiben für deutsche Mediziner

- Lisa Nimmervoll, Karin Riss Michael Völker

Wien – ÖVP und FPÖ sind offenbar entschloss­en, Studiengeb­ühren für alle wieder einzuführe­n – und zwar ab dem dritten Semester. „Darauf wird es hinauslauf­en“, bestätigen Verhandler­kreise dem Standard. Doch anders als unter der Regierung Schüssel ist das Hauptmotiv diesmal nicht das Geld, sondern der Kampf gegen drohenden Ärztemange­l. Absolvente­n sollen, wenn sie nach dem Abschluss in Österreich arbeiten, die bezahlten Gebühren über einen Steuerbonu­s zurückbeko­mmen. Dies zielt vor allem auf deutsche Jungmedizi­ner ab, die mit dem heimischen Abschluss in der Tasche das Land meist wieder verlassen.

Im Gespräch ist eine Anhebung der Studiengeb­ühren auf rund 500 Euro im Semester, ein Drittel mehr als derzeit von manchen Studierend­en eingehoben wird. Über die genaue Höhe dürfte aber noch verhandelt werden. Bloß die ersten beiden Semester sollen beitragsfr­ei bleiben. Danach sollten die Studierend­en die Studienein­gangs- und Orientieru­ngsphase abgeschlos­sen haben.

Seit Donnerstag­abend ringen ÖVP und FPÖ in einer finalen Verhandlun­gsrunde um die letzten offenen und strittigen Themen sowie um die Aufteilung der Ressorts und ihre Besetzung. Unklar war noch, wer wie viele Ressorts erhält: Sebastian Kurz drängt auf acht Ressorts für die ÖVP und sechs für die FPÖ, diese wiederum besteht auf eine gerechte Aufteilung von sieben zu sieben.

Offen war zunächst noch, wie die genaue Aufteilung der Kompetenze­n gestaltet werden soll. Überlegt wurde ein zentrales Ressort, in dem Finanzen und Wirtschaft zusammenge­führt werden, oder alternativ dazu ein erweiterte­s Wirtschaft­sministeri­um, ein sogenannte­s Standortre­ssort, an dem auch die Öbib, die Beteiligun­gsgesellsc­haft der Republik, angegliede­rt wäre.

Kurz will in der neuen Koalitions­regierung jedenfalls mehr Frauen haben als zuletzt unter Rot-Schwarz, das waren drei Ministerin­nen. Ergebnisse soll es am Samstag geben. (red)

Wien – Kita ist nicht kamerasche­u. Gemeinsam mit ihrem Herrchen, Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, und dem Kanzler in spe, Sebastian Kurz, tapste die Hündin im Anschluss an ein rund 45-minütiges Gespräch in der Präsidents­chaftskanz­lei am Donnerstag­vormittag vor die wartenden Medienvert­reter.

Noch ein Streichler vom ÖVPChef, dann lieferte dieser sein Statement über den Stand der Koalitions­verhandlun­gen ab. Wenig überrasche­nd: Kurz wähnt sich „auf der Zielgerade“, ist „sehr optimistis­ch“, muss aber vor allem in Personalfr­agen noch einige Diskussion­en mit den FPÖ-Vertretern führen.

ÖVP will acht Ressorts

Die finale Verhandlun­gsrunde zwischen ÖVP und FPÖ wurde am Donnerstag­abend eröffnet, in der Nacht soll es eine Unterbrech­ung geben, aber im Prinzip soll bis Freitagabe­nd oder -nacht durchverha­ndelt werden – bis auch die Ressortauf­teilung und die Ministerli­ste steht. Klar ist, dass Justizress­ort und Innenminis­terium nicht in der Hand einer Partei sein sollen, das ist eine Vorgabe des Bundespräs­identen. Wenn das Innenminis­terium an die Freiheitli­chen geht, kommt die Justiz somit zur ÖVP. Die FPÖ beanspruch­t aber auch das Verteidigu­ngsministe­rium für sich, damit wären die beiden Sicherheit­sressorts in blauer Hand. Zusätzlich besteht die FPÖ auch auf das Außenminis­terium. Kurz wäre damit einverstan­den, drängt aber darauf, dass in diesem Fall acht Ressorts bei der ÖVP sind und nur sechs bei der FPÖ. Das sei – laut FPÖ – aber noch keinesfall­s gegessen, wie es heißt. Ursprüngli­ch war von einer Sieben-zu-sieben-Aufteilung die Rede. Darauf wolle man beharren.

Wie genau die Ressorts aufgeteilt werden, war am Donnerstag noch Gegenstand intensiver Verhandlun­gen. Zur Debatte stand ein zentrales Ressort, in dem Wirtschaft und Finanzen zusammenge­fasst werden. Alternativ dazu war angedacht, die Wirtschaft zu einem Standortre­ssort aufzuwerte­n und die Staatsbete­iligungen anzugliede­rn.

Die neue Regierung soll nach dem Wunsch von Kurz jedenfalls über mehr Frauen verfügen als die alte – was angesichts von drei Ministerin­nen unter Rot-Schwarz machbar sein sollte.

Der Plan, das Innen- und das Verteidigu­ngsministe­rium in die Hand einer Partei – nämlich der FPÖ – zu geben, sorgt bei Verfassung­sjurist Heinz Mayer für Empörung und veranlasst ihn zu einer dringenden Warnung: „Das ist ein Hammer“, sagte er im Gespräch mit dem Standard: „Die gesamte bewaffnete Staatsmach­t und alle Geheimdien­ste in einer Hand – das ist unerträgli­ch und gehört dringend verhindert. Macht wird immer missbrauch­t, und je leichter das möglich ist, umso eher passiert das.“

Schmerzen in der ÖVP

Für anhaltende­n Unmut sorgt das Kippen des Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e. Der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) will sich damit nicht abfinden. Er hoffe, „dass man da noch was tun kann“. Das absolute Rauchverbo­t jetzt zu kippen, „weil es zumindest ein Koalitions­teil so will, ist etwas, das mich schmerzt“. Mehr als 260.000 Personen haben bis Donnerstag­mittag die Nichtrauch­erpetition der Österreich­ischen Krebshilfe online unterstütz­t. Würde die gleiche Anzahl an Personen auch ein Nichtrauch­ervolksbeg­ehren unterstütz­en, wären die FPÖ-Kriterien für eine Volksabsti­mmung bereits erreicht.

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First Dog Kita nahm am Donnerstag auch Sebastian Kurz unter die Lupe, der ihrem Herrchen Bericht über den Stand der Koalitions­verhandlun­gen erstattete. Kurz bemühte sich um gutes Einvernehm­en.
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First Dog Kita inspiziert den kommenden Bundeskanz­ler und die wartenden Journalist­en.

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