Studiengebühren mit Bonus
Verhandler: Modell gegen Abwanderung von Akademikern
Wien – Studierende werden wohl künftig wieder zur Kasse gebeten werden. Die Verhandler von ÖVP und FPÖ haben sich dem Vernehmen nach auf allgemeine Studiengebühren geeinigt. „Ja. Darauf wird es hinauslaufen“, heißt es aus türkis-blauen Kreisen. Jedoch sollen, darauf legt man wert, die Gebühren „in einer anderen Art, als es sie derzeit gibt“, kommen. Im Raum steht, dass sie ab dem dritten Semester kommen sollen, also nachdem die Studierenden ihre Studieneingangs- und Orientierungsphase abgeschlossen haben.
Deutsche in Österreich halten
Gemeint ist mit diesem „anders“jedoch nicht nur der Zeitpunkt, wann die Gebühren fällig werden. Sondern auch die Intention der Wiedereinführung. Denn diesmal stehe die Finanzierung der Hochschulen nicht im Vordergrund, sondern Studierende nach ihrem Abschluss im Land zu halten. Und zwar durch einen Steuerbonus, heißt es. Über diesen sollen – so heißt es aus den Verhandlerkreisen – beim Steuerausgleich von Akademikern die Gebühren sozusagen wieder zurückgeholt werden können.
Genaugenommen geht es den Verhandlern um die Medizinabsolventen. „Die deutschen Studenten, die nach Österreich kommen, um Medizin zu studieren, und nach ihrem Abschluss wieder in ihre Heimat zurückgehen, sollen im Land behalten werden“, so die Intention. Die Aussicht auf Steuerbegünstigungen soll vor allem die Ärzte hier halten. Damit reagieren die Verhandler auf eine Planung des Gesundheitsministe- riums und der Österreichischen Ärztekammer. Die Planung hatte einen „aufgrund absehbarer Pensionierungen ergebenden Ärztefehlbedarf von rund 2800 Stellen ab 2024/2025 bis zum Jahr 2030“prognostiziert. Erst vor kurzem hatte daher das Wissenschaftsministerium die Paracelsus-Medizinische-Privatuniversität (PMU) mit neun Millionen Euro für die Schaffung weiterer 25 Studienplätze pro Jahr finanziert.
Etwa 500 Euro Gebühren
Auch die Höhe der Gebühren, über die es offenbar noch keine genaue Einigung gegeben hat, wird sich ändern. Da diesmal die Finanzierung der Universitäten nicht im Vordergrund der Gebühreneinführung steht, gehe es auch „nicht um die Höhe“, heißt es aus Verhandlerkreisen. Aber: „500 Euro sind jetzt nicht völlig absurd, etwa in diesem Rahmen wird es sich abspielen.“Derzeit betragen die Gebühren für Langzeitstudenten und jene aus Nicht-EU-Ländern 363,36 Euro pro Semester.
Seit der Gebührenabschaffung für EU-Bürger, die in der Mindeststudiendauer plus zwei Toleranzsemester studieren, werden die Universitäten vom Wissenschaftsressort für die entgangenen Einnahmen entschädigt.
„Dass wir das Kapitel flächendeckender Studiengebühren noch nicht ein für alle Mal geschlossen haben, stellt dem Hochschulraum Österreich kein gutes Zeugnis aus“, reagierte das Vorsitzteam der Hochschülerschaft und kündigte im Vorfeld der Angelobung „breite Proteste gegen die Maßnahmen“an. Man werde „die Vorschläge nicht so hinnehmen“.