Im Eiskunstlauf sind Miriam Ziegler und Severin Kiefer Österreichs Aushängeschilder. Die Paarläufer trainieren und leben in Berlin, das Geld ist immer knapp. Zu Olympia haben sie es dennoch geschafft. Wenig Geld, große Sprünge
Wien – Nicht alles klappt während der ersten Trainingseinheit in der Wiener Albert-Schultz-Halle perfekt. Kein Anlass zur Sorge. Severin Kiefer war kürzlich krank. Und den Staatsmeistertitel werden er und seine Partnerin Miriam Ziegler am Samstag jedenfalls gewinnen. Seit Jahren ist das Paarlaufduo in Österreich konkurrenzlos. „Es ist ein Training unter Wettkampfbedingungen“, sagt Kiefer.
Und ein Anlass für einen seltenen Österreichbesuch. Seit Sommer 2014 trainiert und lebt das Paar in Berlin. Unter dem renommierten Coach Knut Schubert hat es sich Schritt für Schritt an die Weltspitze angenähert.
Seit 2013 ist die ehemalige Einzelläuferin Ziegler Paarläuferin – seit damals ist Kiefer ihr Partner auf dem Eis. Die Saison 2017/18 läuft bisher ziemlich gut. „Wir haben uns noch nie so stark verbessert wie heuer“, sagt Kiefer (27) aus Salzburger. Ende September nutzte das Duo in Oberstdorf die letzte Chance, sich für die Olympischen Spiele in Pyeongchang zu qualifizieren. „Wir wussten, unsere Chancen für die Quali stehen gut“, sagt Ziegler (23) aus dem Burgenland. Schon nach dem Kurzprogramm lagen die beiden klar auf Olympiakurs. „Am Kürtag waren wir dann nervöser als üblich.“Die Kür klappte nicht perfekt, es reichte aber zu einem Gesamtpunkterekord (180,60).
Bei den Grand-Prix-Bewerben in Moskau und Osaka landeten Ziegler/Kiefer jeweils auf Platz sechs. Bei der Europameisterschaft Mitte Jänner in Moskau peilen sie einen Top-Ten-Platz an. Bei ihren bisherigen EM-Teilnahmen belegten sie die Ränge zwölf, acht und zweimal neun.
Und wie sind die Erwartungen für Olympia? Kiefer: „Das Finale liegt in unserer Hand.“Die besten 16 des Kurzprogramms dürfen auch die Kür bestreiten. Und dann will man weiterschauen. Ziegler: „Wir wollen das abrufen, was wir können.“Vor vier Jahren, bei ihrem ersten Olympiaauftritt in Sotschi, verpassten Ziegler/Kiefer das Finale um einen Platz. Aber damals liefen die beiden erst ihre erste gemeinsame Saison. Und von der Teilnahme erfuhren sie äußerst kurzfristig – weil ein französisches Paar ausgefallen war.
Kiefer: „Diesmal ist es super von der Planung her.“Große finanziel- le Sprünge können die beiden nicht machen, auch wenn sie im Olympiajahr etwas mehr bekommen als sonst. Kiefer: „Wir sind froh, dass wir das Bundesheer haben, das hält uns über Wasser. Übrig bleibt uns nichts.“Im Sommer wollten sie in Oberstdorf gemeinsam mit den für Deutschland startenden Vizeweltmeistern Aljona Savchenko und Bruno Massot trainieren. „Aber wir hatten eine Finanzierungslücke.“Also suchten Ziegler/Kiefer über die Crowdfunding-Plattform „I believe in you“nach Unterstützern für das Trai- ningscamp. Das Geld kam zusammen. Das Training habe viel gebracht. Kiefer: „Massot hat uns technisch sehr geholfen.“Vor allem beim Twist. Mit dem Wurfelement haben die beiden noch die größten Probleme.
Verbesserungspotenzial sehen sie auch noch in anderen Bereichen. Aber bis zu den Winterspielen 2022 bleibt noch Zeit. Bis dahin wollen die beiden, sofern sie gesund und fit bleiben, weitermachen. Vorerst aber kommt Pyeongchang. Kiefer: „Wir freuen uns wahnsinnig.“