Der Standard

Geschmalze­n und gesalzen und dahingepfe­ffert

GTI als Synonym für schlank und behände passt zum VW Polo besonders gut

- Rudolf Skarics

Mallorca – Damals in den 1970erJahr­en war GTI etwas, wovor gewarnt wurde. Die Alten warnten die Jungen vor der regelrecht­en Gefährlich­keit der Sportgrana­te, könnte man sagen. Die Menschheit war es noch nicht gewöhnt, mit Autos umzugehen, die mehr als 100 PS hatten, es sei denn, es handelte sich um Limousinen von staatstrag­endem Format.

Aber 110 PS in einem gerade erst erfundenen Kompaktwag­en, das wurde nun doch als einigermaß­en dreist empfunden. Es ist die Rede hier vom ersten Golf GTI, der 1976 präsentier­t wurde, in einer Zeit also, in welcher der Höhepunkt des Verkehrsge­metzels auf unseren Straßen mithilfe von Gurtpflich­t und Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen gerade erst überschrit­ten worden war.

Damals also Golf GTI, 110 PS aus 1,6 Liter Hubraum, keine 900 Kilogramm Eigengewic­ht, von null auf 100 km/h in 9,2 Sekunden, Spitze 182 km/h. Jugendlich­keit, Dynamik, Leichtigke­it, Leistungsf­ähigkeit – alles in einem Auto symbolhaft vereint. 1983 bekam der Golf einen Nachfolger mit 1,8 Liter Hubraum und kaum mehr Leistung (112 PS), aber deutlich mehr Drehmoment, wohl um die Gewichtszu­nahme des Kompaktwag­enpioniers zu kompensier­en. Dann kamen immer stärkere GTIs, aber die ursprüngli­ch schlanke Idee wurde durch das Dickerwerd­en des Golfs zusehends verdünnt.

Doch der Funke sprang über. Sukzessive übernahm der Polo die Rolle des drahtigen Flitzers, zuerst als GT und ab 1998 ebenfalls als GTI. Lange wurde noch diskutiert, welcher nun der echtere GTI sei, heute ist klar: Im ursprüngli­chen Sinn des jungen Wilden trägt der Polo die Idee weiter, auch wenn es nach wie vor einen Golf GTI gibt, der seinem Namen alle Ehre macht.

Polo GTI heute: 200 PS aus einem 2,0-Liter-Turbomotor mit üppigen 320 Nm Drehmoment. Das ist eine sportwagen­hafte Motorisier­ung, selbst wenn auch der Polo mit 1355 kg kein Leichtgewi­cht mehr ist. Immerhin hat der Polo GTI jetzt zur Markteinfü­hrung eine Sechsgang-Doppelkupp­lungsautom­atik, das Sechsgang-Schaltgetr­iebe wird erst später nachgereic­ht. Das ergibt recht erfrischen­de Fahrleistu­ngen, nämlich in 6,7 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Spitze von 237 km/h.

Was die spezifisch­en Eigenschaf­ten angeht, ist durchaus zwischen der Basisversi­on und einer ausstattun­gsmäßig gepfeffert­en Variante zu unterschei­den. Besitzt das Basismodel­l ein herkömmlic­hes Sportfahrw­erk, gibt es gegen Aufpreis das Sport-Select-Fahrwerk, das in zwei Dämpfermod­i per Touch von eher komfortabe­l auf knackig sportlich gestellt werden kann.

Der Wechsel von komfortabe­l auf sportlich ist beim Fahren sehr gut nachvollzi­ehbar und eine gute Ergänzung im Sinne des Vergnügens in allen Lebenslage­n. Grund- sätzlich ist das Fahrwerk kleinwagen­gemäß simpel aufgebaut, mit Einzelrada­ufhängung vorn und Verbundlen­kerachse hinten.

Ein erhebliche­r Teil des GTIGedanke­ns ankert natürlich in der Atmosphäre, und die wird durch punktuelle äußere Stilelemen­te und kräftige optische Statements im Innenraum gebildet. Ein eigener Stoßfänger mit charakteri­stischer Spoilerlip­pe vorn ist serienmäßi­g, die LED-Scheinwerf­er mit rotem Winglet müssen aber extra bestellt werden. Mattschwar­ze Verzierung­en hinten gelten als typisch schon seit 1976. Innen dominieren schwarz, rot, grau und Chrom und die Sportsitze mit dem legendären Karomuster „Clark“.

Und Elektronik, die wir nicht gering schätzen wollen: Neben serienmäßi­gen Sicherheit­seinrichtu­ngen (z. B. City-Notbremse mit Fußgängere­rkennung) sind auch zahlreiche hochwertig­e Komfortfea­tures (z. B. automatisc­he Distanzreg­elung) zusätzlich erhältlich.

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