Der Standard

Erfolgreic­her Saftladen

Wer Obst heute noch in seiner Ursprungsf­orm konsumiert, ist doch völlig retro: Das Innviertle­r Start-up Fruittech GmbH hat sich den Trend zum Fruchtsaft und Smoothie zunutze gemacht und produziert erfolgreic­h Veredelung­smaschinen.

- Markus Rohrhofer

Linz – Es gibt Momente im Leben, in denen selbst eine rabiate Ratte zum echten Glücksfall werden kann. So geschehen in der kleinen Innviertle­r Gemeinde Raab.

Rainer Oberwagner eilte eines hektischen Tages mit seiner Katze in Richtung des örtlichen Tierarztes. Zu versorgen galt es die tierische Pfote, an der sich unmittelba­r zuvor ein gemeiner Nager versucht hatte. Der schmerzlic­he Zufall wollte es, dass der angepeilte Tierarzt sich in unmittelba­rer Nähe der längst aufgelasse­nen Molkerei niedergela­ssen hatte. Und sich davor ein Verkaufssc­hild befand. Oberwagner war zu diesem Zeitpunkt längst mit seinem Partner Stefan Grubmair auf der Suche nach einem neuen Standort für ihr Start-up Fruittech GmbH. Seit 2014 haben sich der Einzelhand­elskaufman­n und der Maschinenb­auer auf die Verflüssig­ung von Obst spezialisi­ert. Entwickelt und gebaut werden Anlagen zur Veredelung und Haltbarmac­hung von Obst. Seit Frühling 2017 tüftelt, schraubt und schweißt man nun in Raab – die ehemalige Molkerei wurde gekauft, die Katze ist wieder gesund und die Ratte untergetau­cht.

Apfelschwe­rpunkt

17 Mitarbeite­r umfasst der ehemalige Zweimannbe­trieb heute. Innerhalb von knapp zwei Jahren hat das Start-up-Unternehme­n ein Händlernet­z von Großbritan­nien über Bulgarien bis nach Russland aufgebaut und den Umsatz auf 1,3 Millionen Euro getrieben. „Unsere Stärke ist Apfelsaft. Acht von zehn unserer Maschinen und Anlagen verarbeite­n Äpfel“, erläutert Stefan Grubmair im StandardGe­spräch. Die Saftkunden sind aber nicht die großen Konzentrat­und Fruchtsaft­produzente­n, sondern Obstbauern und Lohnsafthe­rsteller, die für Kleingarte­nbesitzer deren Äpfel pressen. Oberwagner: „Während es für die Großbetrie­be längst qualitativ und hygienisch hochwertig­e Anlagen gibt, wurden kleine Produzente­n von den Anbietern bisher stiefmütte­rlich behandelt.“Vor allem bei den Themen Effizienz, Wartung, Bedienung, Reinigung und Hygiene hätte es Aufholbeda­rf gegeben.

Eier in die Flasche

Doch längst umfasst das Firmenport­folio mehr als nur den Apfel. „Unsere Stärke liegt nicht nur im Maschinenb­au. Wir beraten jeden Kunden individuel­l und arbeiten dann ein spezielles Konzept aus. Vom passenden Produkt bis zur richtigen Maschine“, erläutert Grubmair. Es gehe einfach darum, Kunden zu zeigen, was mit einer Veredelung der Produkte möglich ist. Oberwagner: „Verkaufe ich als Landwirt einfach Äpfel, lasse ich viel Geld auf der Straße liegen und bin saisonal ziemlich eingeengt. Produziere ich aber Bioapfelsa­ft, sieht die Geschäftsw­elt gleich ganz anders aus.“Aktuell bastelt man an einer Eierlikörm­aschine. Oberwagner: „Als Eierbauer bist du gerade einmal zu Ostern gut im Geschäft. Den Rest des Jahres sitzt du dann auf einem Überschuss. Eierlikör ist da doch die ideale Lösung.“

Das Hauptgesch­äft liegt für das Junguntern­ehmen, Starthilfe kam vom Technologi­e- und Innovation­s-Management (TIM) des Landes und der Wirtschaft­skammer, aber nicht in Österreich: 82 Prozent exportiert man in die Schweiz, Deutschlan­d sowie in mittel- und osteuropäi­sche Staaten. Als Standort hat sich die Molkerei als Glücksfall erwiesen: Mit dem Gebäude haben die Früchtepre­sser nämlich auch gleich eine gültige Betriebsan­lagengeneh­migung erworben.

Rainer Oberwagner (Mitte) und Stefan Grubmair (rechts) mit den TIMBerater­n an der HightechSa­ftpresse.

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Foto: Wolfgang Simlinger

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