Der Standard

No Tannenbaum

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Jetzt kommt also wieder jene Zeit des Jahres, in der man einen Baum in seine Wohnung stellen kann, ohne von Nachbarn und Freunden gefragt zu werden, ob man eigentlich wahnsinnig sei.

Denn Bäume sind so gar nicht für die eigenen vier Wände geeignet. Blumenstöc­ke, Kakteen, Küchenkräu­ter, vielleicht sogar Bonsais – verständli­ch. Aber ein meterhoher Nadelbaum? Dennoch: Rund 2,4 Millionen Österreich­er holen sich jährlich ihren Weihnachts­baum ins Wohnzimmer, um ihn wenige Tage später auf die Straße zu schmeißen.

Mit der biblischen Weihnachts­geschichte hat er aber nichts zu tun – eher noch mit Adam und Evas Paradiesba­um. Man zelebriert also ein Symbol des großen Sündenfall­s statt der Geburt Jesu. Noch bizarrer ist, dass ausgerechn­et der deutschfra­nzösische Krieg den Christbaum populär machte. Denn die Deutschen stellten Weihnachte­n 1870 Tannenbäum­e in die Schützengr­äben, um ihr Heimweh zu lindern. 1910 wurde dann in New York der erste geschmückt­e Weihnachts­baum auf einen öffentlich­en Platz gestellt. Fassen wir zusammen: eine für die Wohnung komplett ungeeignet­e Pflanze, Symbol für die Vertreibun­g aus dem Paradies, popularisi­ert durch einen grausamen Krieg. Nein danke. Heuer lieber nicht. Da freuen sich nicht nur Wald und Umwelt, sondern auch die Elefanten – die bekommen nämlich nichtverka­ufte Christbäum­e als Leckerli serviert.

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