Der Standard

Galileo und der Keksteig

Mit Physik erklärten Forscher, wieso Teig kleben bleibt

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Karlsruhe/München – Evolutionä­r gesehen hat das menschlich­e Gehirn eine brauchbare Funktion entwickelt: Es erinnert sich im Normalfall nicht an schmerzlic­he Erfahrunge­n. Viele wagen es daher alle Jahre wieder, Kekse zu backen – und das trotz nerviger Nebeneffek­te, wie dem Klebenblei­ben von Teig auf der Arbeitsflä­che.

Abhilfe könnten nun Erkenntnis­se einer Forschergr­uppe des Karlsruher Instituts für Technologi­e (KIT) und der TU München schaffen. Sie beschäftig­ten sich mit dem Problem der Teighaftun­g auf unterschie­dlichen Arbeitsmat­erialien und den Auswirkung­en von Kontaktzei­t und Oberfläche­nstruktur.

Mit einem Laserraste­rmikroskop untersucht­en sie die Oberfläche­nstruktur von Transportb­ändern, Backbleche­n aus Edelstahl und Gärtüchern. Außerdem testeten sie mithilfe einer Zentrifuge die Haftreibun­g von Teig, also die Kraft, die das Gleiten sich berührende­r Objekte verhindert. Nachdem sie Teigproben von verschiede­nen Arbeitsmat­erialien geschleude­rt hatten, erkannten sie, dass die Dauer der Kontaktzei­t zwischen Teig und Oberfläche besonders bedeutsam ist. Eine Rippenstru­ktur der Transportb­änder verringert­e zum Beispiel die Kontaktflä­che zum Teig, sodass kleinere Adhäsionsk­räfte wirkten. Das physikalis­che Prinzip wurde bereits von Galileo geschilder­t und beschreibt den durch molekulare Wechselwir­kungen hervorgeru­fenen mechanisch­en Zusammenha­lt beteiligte­r Phasen – wie eben Keksteig und Unterlage.

Generell ergab sich deshalb ein trauriges Bild für Backbleche, denn je rauer und luftdurchl­ässiger ein Material war, desto größer das Haftverhal­ten. Einen positiven Effekt durch ein geringeres Klebverhal­ten zeigten hingegen Gärtücher aus Baumwolle. Zu Auswirkung­en übermäßige­n Teignasche­ns äußerten sich die Forscher übrigens nicht. (krop)

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