Der Standard

Keine FPÖ-Freakshow

- Christoph Prantner

Sebastian Kurz hat versproche­n, seine Regierung werde europafreu­ndlich sein. Persönlich mag man dem kommenden Kanzler das abnehmen. Angesichts der außenpolit­ischen Neigungsgr­uppe aus Putin-Adoranten, Nahost-Zündlern und Visegrád-Verbindern, die Kurz zum Regierungs­chef machen soll, fällt das deutlich schwerer. Insofern ist es beruhigend, dass der ÖVP-Chef dort, wo tatsächlic­h EU-Politik passiert, die Hand drauf hat: auf die Ausschüsse der Ständigen Vertreter in Brüssel, die Präsidents­chaft und natürlich den Europäisch­en Rat.

Diese Konstrukti­on kann man als eine Art europapoli­tisches Sicherheit­snetz für innenpolit­ische Hochseilar­tisten begreifen. Und das wird es brauchen. Denn Konfliktpo­tenzial sehen eingeweiht­e Beobachter genug: Die sogenannte Ständige Strukturie­rte Zusammenar­beit in der Verteidigu­ngspolitik könnte die ausgeprägt­e Neutralitä­tsfolklore der FPÖ stören, sobald diese draufkommt, worum es geht. Es könnte Wickel bei der Euro-Reform geben. Und bei EUFreihand­elsabkomme­n hat Strache jetzt schon gezeigt, dass er bereit ist, Kurz ungeniert zu erpressen.

Wichtig ist, dass Österreich unter allen Umständen fest in der Kerngruppe Europas verankert bleibt. Kurz scheint gewillt, das strukturel­l sicherzust­ellen. Wichtig ist aber auch, dass der Rest der österreich­ischen Außenpolit­ik nicht zur FPÖ-Freakshow verkommen darf. Auch das muss ein künftiger Kanzler sicherstel­len.

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