Der Standard

„Pilz ist wieder da, wirkt aber nicht nach außen.“

Klubchef Kolba: Pilz ist „wieder da“– im Jänner soll er auch öffentlich auftreten

- Peter Mayr

Der Klubchef der Liste Pilz, Peter Kolba, über den Listengrün­der, der nach Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g auf seinen Sitz im Nationalra­t verzichtet hat

Wien – Peter Kolba gibt sich bescheiden: „Wir müssen eines zur Kenntnis nehmen: Mit acht Abgeordnet­en sind wir nicht in der Rolle, große Gesetzesvo­rlagen ins Parlament einzubring­en und dann sogar noch einen Beschluss hinzukrieg­en“, sagt der Klubchef der Liste Pilz im STANDARD- Gespräch. Man werde daher auf „Kontrolle und Transparen­z“setzen. Was Letzteres konkret heißt, erklärt Kolba folgenderm­aßen: „Wir wollen das, was hier im Parlament geschieht, zu den Leuten tragen.“

Bescheiden klingt auch der Forderungs­katalog an die Regierung: Zulassung von Sammelklag­en, Freigabe von Cannabis in der Medizin und Verbesseru­ngen beim Kinderunte­rhalt. „Wir stellen jetzt nicht populistis­ch große Forderunge­n“, erklärt Kolba, Der Vorteil: Hier hätte eine neue Regierung „schon eine Chance, schnell Lösungen zu finden“.

Mittels einer Art von Bürgerfore­n möchte die Liste Pilz künftig über wichtige politische Themen diskutiere­n. Eines will der Klubchef aber nicht: „Daran soll nicht die Automatik geknüpft sein, dass wir uns als Mandatare binden lassen.“Hier setzt die Liste Pilz weiter auf das freie Mandat. Einen Klubzwang lehnt der Klubchef ab – mit allen damit verbundene­n Konsequenz­en: „Es wird immer wieder Themen geben, bei denen wir auch verschiede­n abstimmen werden.“Daraus abzuleiten, dass intern nur gestritten werde, sei falsch: „Man muss erkennen, dass es zu vielen politische­n Fragen mehr als eine Meinung gibt.“Klar sei aber auch: „Über weite Strecken wird Konsens herrschen.“

Frage des Angebots

Den gibt es wohl auch, was die Besetzung der parlamenta­rischen Ausschüsse angeht. Der begehrte Vorsitz im Rechnungsh­of-Ausschuss ging an die Neos. Zur Auswahl stehen jetzt jene beim Menschenre­chts- oder beim Petitions- ausschuss. „Das ist kein ehrliches Angebot“, sagt Kolba. Die Ausschussf­estlegung sei nicht im Konsens mit der Liste Pilz erfolgt. Nach derzeitige­m Stand wird kein Vorsitz übernommen, aber: „Das kann sich noch ändern.“

Intern wird gerade an den eigenen Strukturen gearbeitet: „Spätestens im März sollten wir so weit sein, dass wir eine neue Programmat­ik, also einer Art Programm haben.“Bis dahin muss auch der neue Listenname stehen: „Wir schauen gerade, was uns einfällt.“Gleichzeit­ig könnte es zu einem Wechsel in der Klubführun­g kommen. Kolba nennt sich selbst „interimist­isch“. Ob er weitermach­e, hänge auch von seiner chronische­n Schmerzerk­rankung ab. Außerdem sagt er: „Wir haben im Klub vier junge, tolle Frauen, die vielleicht voranschre­iten können.“

Und dann ist da noch die Causa Peter Pilz. Der sei längst wieder in Wien, sei bei Klubbespre­chungen dabei: „Pilz ist wieder da, wirkt aber nicht nach außen“, sagt Kolba. Noch nicht. Denn schon im Jänner soll das wieder anders werden, kündigt der Klubchef an. Ob die vielen Belästigun­gsvorwürfe ihn nicht irritieren? Kolba: „Die Vorwürfe sind natürlich nicht egal. Letztlich sind es aber nur Vorwürfe.“Tritt Pilz bei der nächsten Wien-Wahl an? „Das ist sicher eine der Möglichkei­ten.“

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Foto: Hendrich Peter Kolba, Klubchef der Liste Pilz: weiter gegen Klubzwang.

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