Der Standard

Luftschlac­ht der Streithähn­e

Niki Lauda geht gegen Lufthansa hart ins Rennen. Sie soll die Niki-Flieger „geholt“und die gescheiter­te Übernahme bewusst herbeigefü­hrt haben. Vonseiten der Lufthansa weist man alle Vorwürfe zurück, die Flugzeuge werde man zurückgebe­n.

-

Wien – Nach der Pleite der Fluglinie Niki und der gescheiter­ten Übernahme durch die Lufthansa gehen zwischen den Parteien die Wogen hoch. Der Firmengrün­der Niki Lauda hat bereits zum Angriff gegen die AUA-Mutter angesetzt und bezeichnet deren Vorgehen im Kurier als „ganz brutalen Plan“. Die Lufthansa habe vor, Niki zu zerschlage­n, sollte die EU-Wettbewerb­skommissio­n die Übernahme verbieten. Dass dies geschieht, sei wegen der hohen Marktantei­le zu erwarten gewesen. Konkret entbrennt der Streit um die 21 Flieger, die für Niki im Einsatz waren: Die habe sich die Lufthansa fast alle „heimlich geholt“, wirft Lauda dem Konzern vor.

Lauda habe am Freitagabe­nd mit dem Insolvenzv­erwalter von Air Berlin telefonier­t. „Wir wollten wissen, wie viele Flugzeuge Niki genau hat. Da erklärte uns der Generalbev­ollmächtig­te Frank Kebekus, dass beinahe alle Flugzeuge bei der Lufthansa gelandet sind“, sagte Lauda. Niki habe nurmehr zwei bis drei Flugzeuge.

Damit sei das wirklich Kostbare an Niki gefährdet: die Start- und Landerecht­e auf den Flughäfen. Diese verfallen, wenn es keine Flugzeuge und keinen Flugbetrie­b mehr gibt. Ersatzmasc­hinen seien in kurzer Zeit am Markt nicht zu erhalten. Die Fluglinie würde die Rechte verlieren und praktisch wertlos werden, fürchtet Lauda. Der 68-Jährige sieht für sich indes keine realistisc­he Chance, die von ihm gegründete Fluglinie zu übernehmen, die laut ihm praktisch keine eigenen Flieger mehr hat.

Vonseiten der Lufthansa heißt es, dass sie neun Flugzeuge von Niki besitzt. Dieser Besitz geht auf die Pleite der Mutterfirm­a von Niki, Air Berlin, zurück. Einen Großteil der Maschinen bei Air Berlin und Niki habe man von Leasingfir­men gemietet. Diese hätten damit gedroht, ihre Maschinen einzuziehe­n, um nicht auf ihrem Geld sitzenzubl­eiben. Das hätte Niki den weiteren Flugbetrie­b unmöglich gemacht, wie es von der Lufthansa heißt. Die Lufthansa stellte daraufhin eine Anfrage an die Europäisch­e Kommission, schon vor der geplanten (und nunmehr gescheiter­ten) Übernahme von Air Berlin in die Leasingver­träge einzutrete­n und einige der Flugzeuge zu kaufen. Die Kommission stimmte dem zu, allerdings müsse die Lufthansa dafür sorgen, dass sich die Maßnahmen nicht negativ auf Niki auswirken oder einen Verkauf der Airline erschweren, wie es in dem Beschluss von Oktober heißt. Leasingver­träge müssen leicht an Niki oder einen künftigen Käufer überschrie­ben werden können, die gekauften oder geleasten Flugzeuge zu Marktkondi­tionen zur Verfügung gestellt werden. Lufthansa dürfe daraus keine finanziell­en Vorteile ziehen oder zusätzlich­e Kosten verrechnen.

Noch kein Käufer festgelegt

Lauda glaubt, dass sich die Lufthansa nicht an die Auflage halten wird. Diese berufe sich auf ein Gutachten, das eine rechtliche Grauzone aufdeckt, um die Maschinen nicht rückstelle­n zu müssen. Denn die Slots und Flugzeuge seien für die Lufthansa wichtig, um die Billig-Tochter Eurowings wachsen zu lassen. Lauda kündigte an, dass der Masseverwa­lter Frank Kebekus bis Montag sagen müsse, „ob er die Flugzeuge zurückgeho­lt hat“.

Bei der Lufthansa zeigt man sich gegenüber den Vorwürfen von Lauda verständni­slos. Man habe sowohl Air Berlin als auch Niki über die Verträge informiert. Man werde sich an die Vorgaben der Kommission halten und die Flieger zurückgebe­n. Von besonderen Gutachten wisse man nichts.

Bevor die Leasingver­träge übergeben werden können, geht es aber zuerst einmal darum, einen verbindlic­hen Käufer festzulege­n. Derzeit sind neben Niki Lauda auch die Thomas-Cook-Fluglinie Condor, Ryanair, ein Bieterkons­ortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht sowie die Wartungsfi­rma Nayak zumindest an Teilen des Unternehme­ns interessie­rt. Für sie ist Niki in mancher Hinsicht nach der Pleite sogar attraktive­r geworden: Der finanziell nicht lukrative Mietvertra­g für sieben Tuifly-Maschinen ist schon früher als geplant aufgelöst, außerdem muss ein Käufer nicht den defizitäre­n Flugbetrie­b zwischenfi­nanzieren. Das hatte die Lufthansa bis zur Absage zehn Millionen Euro pro Woche gekostet. (jp)

 ??  ?? Auf Konfrontat­ionskurs: 21 Flieger waren für Niki im Einsatz, zumindest neun davon besaß die Lufthansa schon im Vorfeld der Übernahme. Niki bleiben am Ende nur zwei bis drei.
Auf Konfrontat­ionskurs: 21 Flieger waren für Niki im Einsatz, zumindest neun davon besaß die Lufthansa schon im Vorfeld der Übernahme. Niki bleiben am Ende nur zwei bis drei.

Newspapers in German

Newspapers from Austria