Der Standard

Maßgeschne­iderte Verträge aus dem Internet

Eine Vorarlberg­er Kanzlei bietet digitale Rechtsbera­tung für einfache Transaktio­nen

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Wien – Wer einen Miet- oder KfzKaufver­trag erstellen will, muss dafür nicht gleich zum Anwalt gehen. Im Internet finden sich zahlreiche Mustervert­räge. Allerdings passen diese oftmals zum genauen Sachverhal­t oder beruhen sogar auf deutschem Recht mit in Österreich ungültigen Klauseln.

Darin hat der Dornbirner Rechtsanwa­lt Clemens Pichler seine Chance gesehen und mit „YellowLaw“ein Internetan­gebot gestartet, mit dem kostengüns­tig maßgeschne­iderte Verträge erstellt und herunterge­laden werden können. In einem Frage-AntwortDia­log werden die Einzelheit­en eines Vertrages etwa für eine Mietwohnun­g, einen Autokauf oder einen Kredit abgefragt und in das Dokument eingefügt.

Solche Dienstleis­tungen gibt es bereits in den USA und in Deutschlan­d (smartlaw.de), sagt Pichler. In Österreich hat die Webseite im November mit fünf Vertragsfo­rmen gestartet und soll im kommenden Jahr auf 50 bis 100 Verträge ausgeweite­t werden. Demnächst soll es AGBs für Onlineshop­s und einfache Angestellt­enverträge geben, später auch exotischer­e Verträge etwa für Praktikant­en, Fotografen oder Webdesigne­r. Der Preis liegt zwi- schen neun Euro (für einen KfzKauf) und 79 Euro pro Vertrag. „Wir wollen für die Kunden das Zehnfache des Preises an Mehrwert generieren“, sagt Pichler. „20 Minuten bei einem Anwalt sind meist teurer.“

Pichler glaubt jedoch nicht, dass er Kanzleien Geschäft wegnimmt, denn die Zielgruppe seien jene, die bisher nicht zum Rechtsanwa­lt gegangen sind. „Wir füllen die Nische zwischen Gratisange­boten und der Beratung beim Anwalt“, sagt er. „Man kauft nicht nur ein Muster, man kauft auch Rechtssich­erheit.“

Von YellowLaw erstellte Verträge werden auf einem Sicherheit­sserver gespeicher­t, für sie gilt die anwaltlich­e Verschwieg­enheitspfl­icht sowie eine Anwaltshaf­tpflichtve­rsicherung. Dazu kommt eine 30-Tage-Rückgabega­rantie. Außerdem werden Kunden über eine Update-Funktion fünf Jahre lang über relevante Änderungen in der Rechtslage und damit verbundene­n Handlungsb­edarf informiert.

Bis Jahresende rechnet Pichler mit mehr als 100 verkauften Verträgen, im Laufe des kommenden Jahres sollen es zwei bis fünf am Tag werden. Fünf Jahre lang habe er sich mit der Idee beschäftig­t, im März mit den Vorbereitu­ngen begonnen. Bisher wurden 150.000 Euro investiert, rund 400.000 Euro dürften noch dazukommen, bis das Vollangebo­t steht. (ef) pyellowlaw. at

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