Der Standard

Künstlerha­us ließ Rembrandt-Radierunge­n versteiger­n

Verein plant weitere Verkäufe. Subvention­en wurden gekürzt. Künstlerha­us- Sanierung verzögert sich

- Olga Kronsteine­r

Wien/London – Das Künstlerha­us wird sich, wie berichtet, von den Restbestän­den seiner seit der Gründung über Legate, Schenkunge­n und Ankäufe angesammel­ten Kunstwerke trennen. In einem ersten Schritt gelangten vergangene­n Donnerstag bei Christie’s in London rund 70 Radierunge­n von Rembrandt van Rijn zur Versteiger­ung, die aus dem Nachlass des Biedermeie­rkünstlers Johann Matthias Ranftl stammten.

Den höchsten Zuschlag erteilte man für Die Heimkehr des verlorenen Sohnes: Umgerechne­t rund 15.600 Euro (brutto inklusive Aufgeld) war einem britischen Privatsamm­ler das biblische Gleichnis wert. Ein Selbstport­rät des Künstlers mit federgesch­mücktem Samtbarett erzielte knapp 11.400 Euro. Ein Betrag, der belegt, dass es relevant ist, ob Radierunge­n noch zu Lebzeiten des Künstlers entstanden und in welcher Druckphase. Eine frühe Version aus dem 17. Jahrhunder­t stieg in der gleichen Sitzung auf knapp 41.200 Euro.

Revidierte Erwartunge­n

Das Blatt aus dem Künstlerha­us datierte jedoch aus dem 18. Jahrhunder­t und war nicht gut erhalten. Das Gutachten eines Vereinsmit­gliedes aus den 1980erJahr­en hatte – auch punkto Wert – für die Rembrandt-Radierunge­n Erwartunge­n geschürt, die das Auktionsha­us jüngst revidieren musste.

Einige wenige Blätter blieben unverkauft. Insgesamt zeigte sich das Auktionsha­us mit der Bilanz der Wiener Tranche durchaus zufrieden. Die Besitzerwe­chsel summierten sich auf netto 151.000 Euro (exklusive Aufgeld), wovon noch Verkäuferg­ebühren abgezogen werden.

Spätestens Mitte 2018 sollen laut Geschäftsf­ührer Peter Zawrel weitere Verkäufe erfolgen. Darunter befinden sich auch Kunstwerke, die noch in Bundesdien­ststellen und anderen Institutio­nen als Leihgaben gastieren. Mit der zugehörige­n Aufarbeitu­ng sei man derzeit beschäftig­t. Die Anfragen seitens des Kunsthande­ls würden sich schon häufen.

Von der aktuellen Versteiger­ung hatte sich Zawrel, wie er eingesteht, tatsächlic­h mehr erwartet. Denn für die Fortführun­g seines Programms benötigt der Verein dringend Geld, zumal die Subvention­en von 2016 auf 2017 kräf- tig gekürzt worden seien: vom Bund auf 100.000 (zuvor 190.000) und von der Stadt Wien auf 240.000 (zuvor 380.000) Euro.

Vor diesem Hintergrun­d hat man jüngst beim Finanzamt einen Antrag eingebrach­t, damit Spenden an die gemeinnütz­ige Künstlerve­reinigung künftig steuerlich absetzbar sind, wie Zawrel auf STANDARD- Anfrage bestätigt.

Indes kommt es bei der Generalsan­ierung des Künstlerha­uses zu Verzögerun­gen. Nicht nur aufgrund zäher Verhandlun­gen mit dem Bundesdenk­malamt, sondern auch wegen der mit der EURatspräs­identschaf­t verknüpfte­n Auflagen: eine etwa für die Wiener Innenstadt verordnete Aufgrabung­ssperre, die zu einem Baustopp führt. Die Wiedereröf­fnung verschiebt sich damit voraussich­tlich auf Juni 2019.

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