Der Standard

Es war einmal: Integratio­n

- Maria Sterkl

Man hätte ja hoffen dürfen. Hoffen, dass ein Politiker, der einmal erster Integratio­nsstaatsse­kretär der Zweiten Republik war, als Kanzler mehr Wert auf das Thema Integratio­n legen würde als die Regierungs­chefs davor. Liest man das Regierungs­programm der türkis-blauen Koalition, kommt man zur Erkenntnis: Das Gegenteil ist der Fall.

Das Kapitel Integratio­n ist erstaunlic­h dünn. Ein paar Maßnahmen im Bildungsbe­reich werden aufgezählt, doch die fanden sich alle schon im Arbeitspro­gramm der Regierung Faymann, in deren Innenresso­rt Kurz tätig war. Ein zentraler Punkt, der damals noch enthalten war, fehlt jedoch heute: Deutschkur­se. Während Sebastian Kurz landauf, landab stets die deutsche Sprache als Schlüssel zur Integratio­n predigte, findet sich nirgends auch nur andeutungs­weise die Absichtser­klärung, massiv in Deutsch-, Alphabetis­ierungs- und Basisbildu­ngskurse für Erwachsene zu investiere­n. Deutschler­nen ist Pflicht, heißt es nur. Wie und wo man es lernen soll, verrät das Papier nicht.

Recht deutlich kommt jedoch zur Sprache, wie man Integratio­n verhindern will. Die drastische Kürzung der Mindestsic­herung für anerkannte Flüchtling­e ist der beste Weg, Parallelge­sellschaft­en zu fördern. Nichts schließt Menschen so sehr von der Teilhabe an der Gesellscha­ft aus wie akute Armut. ÖVP und FPÖ wissen das. Man ist verleitet zu sagen: Offenbar wurden sie dafür gewählt.

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