Der Standard

Kleine gehen leer aus

- Gerald John

Die Regierung werde rasch etwas für die „kleinen und kleinsten“Verdiener tun: Das kündigten Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache bei ihren ersten Auftritten an – und tatsächlic­h sticht ein wichtiges Projekt hervor, das schlecht situierten Bürgern zugutekomm­t. ÖVP und FPÖ wollen die Mindestpen­sion für jene Menschen anheben, die 40 Jahre Beiträge gezahlt haben.

Doch abgesehen davon reden Kurz und Strache weitgehend am eigenen Programm vorbei. Das Herzstück des türkis-blauen Projekts schlägt kein bisschen für die Schwachen im Land: Die Regierung verspricht Steuersenk­ungen um zig Milliarden, unter anderem für Großuntern­ehmen. Rund 1,5 Millionen Erwerbstät­ige mit besonders niedrigem Einkommen will sie aber durch die Finger schauen lassen.

Diese Menschen verdienen derart wenig, dass sie keine Lohn- und Einkommens­teuer zahlen und deshalb von der geplanten Senkung nichts haben. Die für diese Gruppe drückenden Sozialbeit­räge sollen aber nicht sinken, der Kinderbonu­s schließt untere Einkommen gezielt aus.

Die Schwächste­n der Schwachen nimmt die Koalition dafür in die Zange, das gilt nicht nur für die Kürzung der Mindestsic­herung. Das Arbeitslos­engeld soll mit der Dauer des Bezuges sinken – als liege das Gros der Jobsucher freiwillig auf der faulen Haut. Ein Verspreche­n bricht die Regierung somit bereits im eigenen Pakt: dass nicht bei den Leistungen für die Menschen gespart werde.

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