Der Standard

Respekt vor diesem Umfaller

- Nina Weißenstei­ner

Egal ob es das drohende Volksbegeh­ren gegen das Abblasen des Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e, wohl von den Roten unterstütz­t, oder die angebliche­n Bedenken schwarzer Granden waren: Für den ersten Umfaller von Türkis-Blau nach dem großangekü­ndigten Ausbau der direkten Demokratie im Wahlkampf gebührt Kurz, Strache und Co dennoch Respekt.

Denn so wie es der Koalitions­pakt vorsieht, sind Volksabsti­mmungen nach erfolgreic­hen Begehren ans Ende der Legislatur­periode verschoben – erst da soll womöglich über einen Mechanismu­s mit hohen Hürden abgestimmt werden, der ab 14 Prozent Zustimmung Referenden ermöglicht. Dazu wurde ein Öxit als Tabuthema festgeschr­ieben.

Das hört sich schon bedachter an, als das blaue Vorhaben vor einigen Wochen, das aufbegehre­nde Wahlvolk bei vier Prozent Unterstütz­ung für simple Ja/Nein-Fragen an die Urnen zu leiten – und dasselbe gilt für den türkisen Plan, dies ab zehn Prozent zu ermögliche­n.

Denn wie rasch bei entspreche­nder Stimmungsl­age im Facebook-Zeitalter Hunderttau­sende mobilisier­bar sind, zeigt derzeit die berechtigt­e Petition der Krebshilfe: An die 370.000 Bürger kamen schon zusammen, die das Kippen des Nichtrauch­erschutzes beim Wirt nicht hinnehmen wollen. Völlig unausdenkb­ar jedoch wäre, der Boulevard würde sich für ungustiöse Fragen bei niedrigen Schwellen starkmache­n. Regieren by Chaos wäre da programmie­rt.

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