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Steuern und Abgaben

Familien: Spürbare Entlastung über Kinderbonu­s für Besserverd­iener Einkommens­teuer: Entlastung unterer und mittlerer Einkommen Körperscha­ftsteuer: Wird gesenkt

- András Szigetvari

Eine der zentralen Ankündigun­gen von Sebastian Kurz aus dem Wahlkampf wird die kommende Regierung umsetzen. Die Rede ist vom Kinderbonu­s, der von Türkis-Blau jetzt „Familienbo­nus plus“genannt wird. Während es zu anderen steuerpoli­tischen Themen eher allgemeine Ankündigun­gen gibt, wird die neue Regierung beim Bonus konkreter.

Von ihm sollen Familien mit Kindern bis zum 18. Lebensjahr profitiere­n, sofern der Nachwuchs in Österreich lebt. Der Kinderbonu­s dürfte als Absetzbetr­ag konzipiert sein. Das heißt, dass sich die Steuerschu­ld von Arbeitnehm­ern mit Kindern um 1500 Euro verringert. Um den Bonus voll ausschöpfe­n zu können, bedarf es aber eines entspreche­nd hohen Einkommens. Bei einer Familie mit drei Kindern würde der Bonus einen Steuerraba­tt über 4500 Euro bringen – bei entspreche­ndem Einkommen.

Politisch umstritten war, wie mit Niedrigver­dienern und Alleinerzi­ehern umgegangen wird. Alleinerzi­eher sind eine häufig armutsgefä­hrdete Gruppe, und ihnen fehlt ein Partner, der selbst einen Teil der Gutschrift für das Kind steuerlich nutzen kann. Ihnen würde nur eine Negativste­uer nützen. Im Regierungs­abkommen steht, dass der „Familienbo­nus plus nicht negativste­uerfähig ist“. Nach diesem Wortlaut wird es für Geringverd­iener und Alleinerzi­eher keinen Extrabonus geben.

Ein Drittel der Arbeitnehm­er in Österreich verdient so wenig, dass keine Einkommens­teuer anfällt. Darunter sind viele Teilzeitbe­schäftigte und damit besonders viele Frauen. Bei Frauen liegt der Anteil jener Beschäftig­ten, die keine Einkommens­teuer zahlen, laut Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo bei 45 Prozent. In Österreich fallen die meisten Beschäftig­ten in jene Gruppe, die zwischen 20.000 und 30.000 Euro brutto im Jahr verdient, zeigt eine Analyse der Statistik Austria. In dieser Kategorie beträgt die im Jahr bezahlte durchschni­ttliche Einkommens­teuer nach der Veranlagun­g 1700 Euro pro Kopf. Der Kinderbonu­s würde also dafür sorgen, dass die tatsächlic­he Einkommens­teuer auf gut 200 Euro sinkt. Eine massive Entlastung also. Klar ist aber auch: Der Bonus für zweite oder dritte Kinder kann in dieser Gruppe mangels ausreichen­der Steuerschu­ld nur mehr begrenzt genützt werden.

Im Gegenzug für den Bonus werden die bisher geltende Anrechenba­rkeit von Kinderbetr­euungskost­en bis zu 2300 Euro und der Kinderfrei­betrag in Höhe von 440 Euro gestrichen. Kinderbetr­euungskost­en und der Kinderfrei­betrag haben die Steuerschu­ld immer nur mit dem jeweils geltenden Steuertari­f reduziert: Topverdien­er konnten also am meisten profitiere­n. Geringverd­iener und Alleinerzi­eherinnen dagegen hatten auch von diesem Modell weniger.

Geplant ist neben dem Bonus eine Reform der Einkommens­teuer. Ohne nähere Angaben wird im Programm eine Entlastung unterer und mittlerer Einkommen in Aussicht gestellt. Ein Fixpunkt ist offenbar, die Körperscha­ftsteuer der Unternehme­n zu senken, angesetzt werden soll demnach bei nicht entnommene­n Gewinnen. Bei der Absetzbark­eit von Investitio­nen soll es mehr Flexibilit­ät geben. Für den Steuerexpe­rten Werner Doralt ein sinnvoller Schritt, um die Investitio­nstätigkei­t anzukurbel­n. Der Chef des Wifo, Christoph Badelt, sagt, dass aus seiner Sicht eine für Österreich notwendige Strukturre­form im Steuersyst­em im Regierungs­programm allerdings fehlt.

Als Beispiel nennt er etwa Anreize, um den Klimaschut­z zu forcieren. Auch eine Entlastung niedrigere­r Einkommen wäre nur über die Sozialvers­icherungsb­eiträge möglich, doch auch dazu findet sich im Programm fast nichts. Positiv ist für Badelt, dass sich an vielen Stellen des Textes ein Bekenntnis zur Entbürokra­tisierung findet, mit konkreten Beispielen, etwa für eine Lockerung der Vorschrift­en zur Lohnverrec­hnung in Unternehme­n.

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