Der Standard

Arbeitsmar­kt

Arbeitslos­engeld: Soll neu gestaltet und degressiv ausbezahlt werden Ausbildung: Neue Lehrberufe Zuwanderun­g: Angebote an Qualifizie­rte

- András Szigetvari

Gleich mehrere große Reformbroc­ken will die türkis-blaue Regierung am Arbeitsmar­kt anpacken. So soll das Arbeitslos­engeld umgekrempe­lt werden. Einerseits indem es künftig eine degressive Gestaltung gibt – das heißt, dass die Bezugsdaue­r zu Beginn höher sein und danach absinken soll. Zweitens soll die Notstandsh­ilfe in das Arbeitslos­engeld integriert werden. Wer länger in die Versicheru­ng einzahlt, soll künftig zudem bei der Beitragsda­uer Vorteile haben.

Weiters ist vorgesehen, die zumutbaren Wegzeiten von eineinhalb Stunden auf zwei Stunden für die Hinund Rückfahrt bei einer Teilzeitbe­schäftigun­g und von zwei auf zweieinhal­b Stunden bei einer Vollzeitbe­schäftigun­g anzuheben. „Zumutbare Wegzeiten“bedeutet, dass bei diesen eine vom Arbeitsmar­ktservice AMS vermittelt­e Stelle von einem Arbeitslos­en angenommen werden muss, wenn sonst keine zwingenden Gründe dagegenspr­echen.

Änderungen stehen offenbar auch bei zwei Projekten der alten rot-schwarzen Regierung bevor: So sollen der Beschäftig­ungsbonus und die Aktion 20.000 überdacht werden, wie es im Regierungs­programm heißt. Die Aktion 20.000 könnte demnach bei etwa 5000 Personen eingefrore­n werden. Die Aktion sieht vor, dass Menschen, die über ein Jahr arbeitslos waren und älter als 50 Jahre sind, bei Gemeinden oder gemeinnütz­igen Organisati­onen angestellt werden. Ab 2018 sollte das Projekt starten, derzeit war das Modell nur in Pilotregio­nen getestet worden. Komplett entfallen könnte für neue Antragstel­ler der Beschäftig­ungsbonus. Diese Förderung richtet sich an alle Unternehme­n, die zusätzlich­e vollversic­herte Jobs schaffen. Wer also mehr Mitarbeite­r beschäftig­t als im Vorjahr, kann bei der staatliche­n Förderbank AWS einen Zuschuss von 50 Prozent der Lohnnebenk­osten für diese neuen Stellen beantragen. Der Beschäftig­ungsbonus sei angesichts der deutlich aufgehellt­en Konjunktur­lage nicht mehr notwendig, heißt es vonseiten der neuen Regierung.

Mehr Härte angedacht ist im Regierungs­programm für Arbeitnehm­er aus anderen Ländern. So soll geprüft werden, ob es möglich wäre, dass zugewander­te Arbeitnehm­er, die ihre Stelle verlieren und das Arbeitslos­engeld in Österreich voll ausgeschöp­ft haben, sozialrech­tlich wieder in die Zuständigk­eit ihres Herkunftsl­andes fallen. Die Regierung will auch prüfen, ob sektorale Einschränk­ungen für den Zugang von EU-Bürgern zum österreich­ischen Arbeitsmar­kt unter bestimmten Bedingunge­n zulässig wären.

Demgegenüb­er will Türkis-Blau den Zuzug von qualifizie­rten Arbeitnehm­ern nach Österreich forcieren, dazu soll eine „Gesamtstra­tegie“entwickelt werden. Die Verdienstg­renzen, ab denen ein solcher Zugang zum Arbeitsmar­kt erlaubt wird, könnten gesenkt werden. Auch die Lehre soll forciert werden, etwa indem das Image dieser Ausbildung­sform mit Werbekampa­gnen verbessert wird. Zudem soll es neue Lehrberufe geben, etwa in den Bereichen Pflege und Kindergart­en.

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