Der Standard

Aufgeklärt­er Realist

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Wenn je eine Regierung einen aufgeklärt-realistisc­hen Fachmann in Sachen Zuwanderun­g gebraucht hat, dann diese. Diese Regierung ist durch das Zuwanderun­gsthema an die Macht gekommen und will mit harter Politik dort bleiben.

Da ist es ein Segen, dass der neue Bildungsmi­nister ein aufgeklärt­er Realist ist. Österreich ist ein Einwanderu­ngsland, aber es hat – eher ungeplant – die falschen Einwandere­r bekommen. Das wirkt sich auf das Bildungsni­veau aus.

Das ist, stark verkürzt, das realistisc­he Bild, das Migrations­experte Heinz Faßmann schon seit Jahren zeichnet. Um die Bevölkerun­g zu erhalten, benötigen wir 22.000 Zuwanderer jährlich. Um die Zahl der Erwerbstät­igen stabil zu halten, 44.000 – jedes Jahr. Das rechnet Faßmann bei jedem einschlägi­gen Kongress vor. Er verschließ­t aber nicht die Augen: Die Kinder der Gastarbeit­er mit niedriger formaler Qualifikat­ion seien „abermals eher gering qualifizie­rt“. Der „bildungssp­ezifische Aufholproz­ess dauert leider unvergleic­hlich lang, und man braucht einen langen Atem“.

Was tun? Die autochthon­e Bevölkerun­g müsse Kontakt zu den Zuwanderer­n suchen. Den Zuwanderer­n selbst aber müsse man sagen: „Integratio­n ist ohne Anpassung nicht vorstellba­r.“Das ist noch lange keine Patentlösu­ng. Aber es ist eine Erlösung, wenn ein Mitglied einer rechtslast­igen Regierung ohne Drohen, Abwerten und Hetzen auskommt.

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