Der Standard

Szenen einer kaiserlich­en Ehe

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Sie wäre im Mai dieses Jahres 300 Jahre alt geworden: Maria Theresia. Zum Jahresende schiebt der ORF zu ihrem Angedenken nun noch einen prominent besetzten Zweiteiler (Regie: Robert Dornhelm) nach, und die Bühne Baden erweist der potenten Regentin ihre Reverenz. Im schmucken Bau von Helmer & Fellner gibt man Leo Falls noch in den Zeiten der Monarchie, jedoch in Berlin uraufgefüh­rte Operette

Das selbst für Operettenv­erhältniss­e schlimm-blöde Libretto konzentrie­rt sich auf Tensionen zwischen der Titelfigur und ihrem Gatten Franz Stephan („Franzl“), Falls transparen­t gewebte Musik beinhaltet die obligate Walzerseli­gkeit sowie barocke Stilzitate. Das Orchester unter der Leitung von Franz Josef Breznik interpreti­ert sie in sympathisc­h wackeliger Weise. Die bühnenerfa­hrene Miriam Portmann steht in ihrer Darstellun­g Maria Theresias der reifen Landesmut- ter näher als der jungen Prinzessin, die sie im ersten Akt zu verkörpern hat. Die Wienerin spielt das „Reserl“mit MagdaSchne­ider-Resoluthei­t und singt so, wie man sich vorstellt, dass Birgit Sarata gesungen hat: mit einem mächtigen, vibratosel­igen Sopran, der auch zu leisen Tönen fähig ist. Reinhard Alessandri erinnert als ihr Gemahl an eine überschmin­kte Schaufenst­erpuppe, singt und artikulier­t aber top. Für Christoph Wagner-Trenkwitz, der im November im Kabarett „Die Hölle“schon die Maria Theresia verkörpern durfte, stellt die Partie des Grafen Kaunitz zweifelsoh­ne einen Abstieg dar. Der Chefdramat­urg der Wiener Volksoper setzt in der Darstellun­g des Kanzlers mehr auf Spielwitz denn auf gesanglich­e Prägnanz. Eva Maria Marold handhabt als Gräfin Fuchs ihren Fächer wie eine Mordwaffe und spielt als Kaunitz’ Gegenspiel­erin ihre herben, herrischen Seiten voll aus. (sten) Bis 1. 2. 2018

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Leonard Bernsteins Klassiker „West Side Story“wird am Innsbrucke­r Landesthea­ter heftig beklatscht. Die Kaiserin (Fürstenlie­be)

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