Der Standard

Buwog: Viele Erklärunge­n und ein Teilgestän­dnis

Trotz angekündig­ten Teilgestän­dnisses von Lobbyist Hochegger werden sich alle anderen Buwog-Angeklagte­n für unschuldig erklären. Nun harren alle der Aussage von Hochegger, die für Mittwoch geplant ist.

- Renate Graber

Wien – Am Dienstag ist der BuwogProze­ss in seine zweite Woche gegangen – und der jüngste Verhandlun­gstag lässt sich am besten damit beschreibe­n, was nicht geschehen ist. Nämlich: Es gab keine Ankündigun­g von weiteren (Teil-)Geständnis­sen.

Am vorigen Freitag hatte ja der Verteidige­r von Peter Hochegger angekündig­t, der Exlobbyist werde ein Teilgestän­dnis ablegen und aussagen, ein Teil der Buwog-Provision sei an den damaligen Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser und an Immobilien­makler Ernst Plech geflossen. Doch Vermutunge­n, „kleine“Angeklagte (etwa Mitarbeite­r von Raiffeisen und Porr in der Causa Terminal Tower) könnten folgen und auf Diversion setzen, bewahrheit­eten sich nicht. Die Anwälte kündigten an, ihre Mandanten würden sich als „nicht schuldig“verantwort­en. Zwei Plädoyers werden heute, Mittwoch, folgen: Jenes für Anwalt Gerald Toifl (soll bei der „Vertuschun­g“geholfen haben) und jenes für den Schweizer Vermögensv­erwalter Norbert Wicki.

Eine der zentralen Figuren der Anklage ist auch der frühere Chef der Immofinanz-Gruppe, Karl Petrikovic­s. Er hat die Provisions­zahlung von 960 Millionen Euro an Hocheggers Briefkaste­nfirma Astropolis veranlasst – und zwar völlig zurecht und legalerwei­se, wie sein Anwalt im Plädoyer erklärte. Verteidige­r Otto Dietrich schilderte, dass nur die Buwog (eine von vier privatisie­rten Wohnungsge­sellschaft­en) für die Immofinanz interessan­t gewesen sei. Um die zu ergattern, habe der Immofinanz­chef seinen langjährig­en Geschäftsp­artner, den damals „hochangese­henen“und vielbeschä­ftigten Lobbyisten Hochegger engagiert.

Mit ihm habe er ein risikolose­s Erfolgshon­orar vereinbart, ein Prozent vom Preis. Dass auch Lobbyist Walter Meischberg­er in den Deal involviert war, das habe sein Mandant nicht gewusst. Hochegger habe ihm dann den Tipp vom Höchstgebo­t der CA Immo (960 Mio. Euro) gegeben, von wem er den hatte, habe ihn „nicht interessie­ren müssen“.

Letztlich habe der Deal geklappt, „die Provision war daher fällig“, so der Anwalt. Dass das Geld an eine zypriotisc­he Gesellscha­ft floss, schilderte der Verteidige­r als „damals üblich und normal“. Diskretion sei für Berater und Lobbyisten wichtig – „und vor allem nicht strafbar“.

Kein Schaden für Käuferin

Der Vorwurf der Untreue und Bestechung, der Petrikovic­s gemacht wird, entbehre jeder Grundlage. Kein Beamter habe von ihm Geld verlangt, er habe keinen bezahlt und nicht gewusst, dass welches an Grasser floss – so welches floss. Schaden sei der Immofinanz nicht entstanden.

Petrikovic­s’ Mitarbeite­r Christian Thornton wiederum, der die Überweisun­g der 9,6 Mio. Euro veranlasst­e, tat das laut seinem Verteidige­r im Auftrag seines Chefs. „Vertrag vorhanden, Leistung erbracht, Erfolg eingetrete­n: Was hätte Thornton da noch nachfragen müssen?“, fragte Anwalt Lukas Kollmann die Schöffen rhetorisch. Auch er wird also auf unschuldig plädieren.

Für Spannung am Mittwoch ist gesorgt. Richterin Marion Hohenecker beginnt die Einvernahm­en, Hochegger dürfte der Erste sein. Grassers und Meischberg­ers Befragunge­n werden folgen. pLiveticke­r Mittwoch ab 9.30 Uhr

derStandar­d.at/CausaGrass­er

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