Sprintchampion Gatlin erneut im Dopingzwielicht
Österreichischer Manager Wagner verplauderte sich
Tallahassee/Wien – Sprinter Justin Gatlin, der im August in London den Jamaikaner Usain Bolt als Weltmeister über 100 Meter entthront hat, steht im Ruch, neuerlich gedopt zu haben. Nahegelegt hat das der Athletenmanager Robert Wagner, der den 35-jährigen New Yorker, der wegen zweier Dopingvergehen schon vier Jahre gesperrt gewesen war, fallweise beriet. Der 56-jährige Oberösterreicher soll in Gatlins Trainingscamp in Florida als Filmcrew getarnte Reporter der Tageszeitung The Telegraph darüber informiert haben, wann sich der Champion illegal stärkt: „Vor drei Monaten, als die Saison zu Ende ging. Gerade im Moment. Und natürlich, sobald die neue Saison losgeht. Justin wird es tun, genau wie jeder andere Sprinter in Amerika es tun wird. Sie müssen es“, wurde Wagner zitiert.
Gelockt
Die Telegraph- Abordnung hatte behauptet, einen Leichtathletikfilm drehen zu wollen. Der fiktive Hauptdarsteller solle flott in entsprechende Form gebracht werden. Wagner erläuterte demnach die verschiedenen Möglichkeiten. Und er stellte Gatlins Coach Dennis Mitchell (51) vor. Der Staffelolympiasieger von 1992, der selbst wegen Dopings gesperrt war, bot den Reportern an, zusammen mit Wagner den Schauspieler zu trainieren und um 250.000 Dollar mit den notwendigen illegalen Substanzen zu versorgen – über einen Arzt aus Österreich.
Gefeuert
Obwohl Mitchell den Reportern versichert hatte, dass Gatlin Zeit ihrer Zusammenarbeit (seit 2011) sauber gewesen sei, wurde er gefeuert. Die unabhängige Integritätskommission des Leichtathletikweltverbandes IAAF und die US-Anti-Dopingagentur (Usada) nahmen Ermittlungen auf. Gatlins langjähriger Manager, der ehemalige Hürdenweltrekordler Renaldo Nehemiah, gibt an, dass Wagner nur zwei-, dreimal konsultiert worden wäre.
Gerudert
Der ehemalige ÖBB-Bedienstete und Sportjournalist Wagner, der zwischen 1988 und 2002 durchgehend das Linzer Gugl-Meeting organisierte und eine ganze Reihe von Weltklasseathleten vertrat, ist inzwischen zurückgerudert. Ihn habe nur das Engagement für das Filmprojekt interessiert. „Ich war nicht in Doping involviert. Ich habe offensichtlich nur mitgespielt, weil ich wollte, dass sie anbeißen.“(sid, red)