Der Standard

Die Liebe ist ein seltsames Lustspiel

Schwungvol­l und unterhalts­am hat das Schauspiel­haus Salzburg den Komödienkl­assiker „Charleys Tante“auf die Bühne gehoben.

- Gerhard Dorfi

Salzburg – Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst. Getreu Friedrich Schillers Diktum hatte vergangene­n Donnerstag ein veritables Boulevards­tück Premiere im Salzburger Schauspiel­haus. Die Farce Charleys Tante von Brandon Thomas stammt aus dem Jahr 1892 und gilt als eine der erfolgreic­hsten Komödien aller Zeiten.

Die Salzburger Inszenieru­ng von Christoph Batscheide­r (Ausstattun­g: Ragna Heiny) wagt den Spagat zwischen alt(backen) und Anbindung an die Gegenwart via Verweise auf die 1950er- und 1960er-Jahre – etwa dadurch, dass im Zentrum der Guckkasten­bühne ein leerer Bilderrahm­en hängt, der den Vorspann der berühmtest­en Verfilmung des Stückes zitiert: „Charleys Tante“steht da in einer Schrift, die Assoziatio­nen zu den Leinwandfa­ssungen von 1956 (mit Heinz Rühmann) und von 1963 (mit Peter Alexander) weckt. Genau wie die musikalisc­hen „Kommentare“zur Handlung, die in Salzburg ironische Variatione­n von Hadern der Pop- und Soulge- schichte sind, die den Akteuren Freiraum für viel Tanz und Bewegung geben.

Das ganze Geschlecht­erwirrwarr beginnt damit, dass sich die jungen Oxfordstud­enten Jack und Charley (Matthias Hinz, Magnus Pflüger) in die Mädels Kitty und Amy (Juliane Schwabe, Magdalena Oettl) verschaut haben. Beim Flirt mit den Angebetete­n soll Charleys Tante aus Brasilien, die sich zum Besuch angekündig­t hat, als Anstandswa­uwau herhalten. Als die begüterte Donna Lucia d’Alvarez aber nicht kommt, greifen sie zu einer List. Wer zur Oberschich­t gehört, hat zwar nicht unbedingt Geld – Snob Jack schnorrt in einer Tour –, aber einen Diener, den man schon einmal nöti- gen kann, sich als Charleys Tante zu verkleiden.

Brassett (Antony Connor) mimt die Lady aus dem Land, „wo die Affen herkommen“, mit Pumps, Kleid, Perücke und hoher Stimme. Auf dem Travestiee­lement basiert die folgende Situations­komik, denn als die Väter von Jack und Amy (Olaf Salzer, Marcus Marotte) auftauchen, stellen beide der vermeintli­ch reichen Dame nach. Die echte Tante (Ute Hamm) kommt dann noch dazu – Liebe und deren Anbahnung garantiere­n eben Chaos. Das wird vom gut gelaunten Ensemble schwungvol­l und unterhalts­am auf die Bühne gebracht. Nächste Spieltermi­ne: 20. und 22. 12., Aufführung­en bis 7. 2. pschauspie­lhaus- salzburg.at

 ??  ?? Der Diener zweier Herren: Brassett (Antony Connor, Mitte) gibt als Crossdress­er den Anstandswa­uwau für das Liebes-Tête-à-Tête zweier Oxford-Studenten (Matthias Hinz, Magnus Pflüger).
Der Diener zweier Herren: Brassett (Antony Connor, Mitte) gibt als Crossdress­er den Anstandswa­uwau für das Liebes-Tête-à-Tête zweier Oxford-Studenten (Matthias Hinz, Magnus Pflüger).

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