Der Standard

LESERSTIMM­E

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Unwürdige Darstellun­g

Betrifft: „Brennpunkt des Nahostkonf­likts“von Gudrun Harrer

der Standard, 7./8. 12. 2017 Mit der Grafik zu diesem Artikel wird der falsche Eindruck erweckt, palästinen­sische und israelisch­e Bewohner würden sich auf Ostjerusal­emer Gebiet „ansiedeln“, und die Tatsache, dass Ostjerusal­em völkerrech­tswidrig annektiert­es Gebiet ist, verschwieg­en. Die von Ihnen gewählte Darstellun­g entspricht nicht der Realität.

Vielmehr zeugt es von schier grenzenlos­er Ignoranz, die laut Genfer Konvention­en völkerrech­tswidrigen israelisch­en Siedlungen auf eine Stufe mit palästinen­sischen Wohnorten zu stellen. Sie normalisie­ren damit eine Besatzung, deren völkerrech­tswidrigen Auswirkung­en insbesonde­re auch die palästinen­sischen Bewohnerin­nen und Bewohner von Jerusalem trifft – wie in mehreren Berichten der Vereinten Nationen festgehalt­en, führt die israelisch­e Politik dazu, Palästinen­serinnen und Palästinen­ser aus Ostjerusal­em zu verdrängen, nicht zuletzt auch mittels einer aggressive­n Siedlungsp­olitik. Bis heute wurden von der israelisch­en Regierung 38 Prozent von Ostjerusal­em für den völkerrech­tswidrigen Bau von israelisch­en Siedlungen verwendet – mit allen schwerwieg­enden Konsequenz­en für die palästinen­sische Bevölkerun­g.

Palästinen­ser in Jerusalem erleben eine massive Einschränk­ung ihrer grundlegen­den Rechte wie Freizügigk­eit, Arbeit, Obdach, Gesundheit, Bildung und Religionsf­reiheit. Die von Ihnen gewählte Darstellun­g ist eines österreich­ischen Qualitätsm­ediums nicht würdig, vielmehr vernachläs­sigen Sie Ihre Pflicht, österreich­ische LeserInnen ausgewogen und auf Basis von internatio­nalem Recht zu informiere­n.

Zusätzlich muss angemerkt werden, dass in der Rubrik „Frage und Antwort“von Gudrun Harrer so manche Antwort nicht den Tatsachen entspricht – bzw. vielmehr die Frage gestellt werden muss, woher Frau Harrer ihre Informatio­nen bezieht, wenn sie salopp von der „überwiegen­den Meinung“und „jeder weiß, dass …“schreibt. Insbesonde­re die auf die zweite Frage „Heißt das, die internatio­nale Gemeinscha­ft erwartet, dass Israel Ostjerusal­em wieder abgibt?“abgegebene Antwort entbehrt jeglicher Sachlichke­it.

Denn: Woher nimmt Frau Harrer das „Nein“als Antwort? So-

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